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Samstag, 31.05.2014

Katholikentag in Regensburg: Einsatz der Relgionen

Gauck: Gegen die Gelassenheit und für zivilgesellschaftliches Engegament - Marx: Mehr für die Armen tun - Mazyek: Religion als positive Ressource für
die Gesellschaft wahrnehmen

Regensburg (KNA) Führende Vertreter aus Politik und Kirche haben auf
dem Regensburger Katholikentag zu stärkerem Einsatz für die
Gesellschaft aufgerufen. Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte am
Donnerstag eine «grassierende Gleichgültigkeit». Viele Menschen
dächten, dass sich Demokratie, Freiheit oder Glück ohne eigenes Zutun
«einfach ereignen», so das Staatsoberhaupt.

Ähnlich äußerten sich mehrere katholische Bischöfe. In der Messe zum
Fest Christi Himmelfahrt ermunterte der gastgebende Bischof Rudolf
Voderholzer die Gläubigen zu sozialem Engagement. Sie sollten nicht
zu viele kirchliche Sitzungen halten, sondern zu Kranken, Gemobbten
und Flüchtlingen gehen. Auch in Schulen, Medien, demokratischen
Parteien und in der Industrie seien kompetente Christen gefordert,
sagte Voderholzer in seiner Predigt im Stadion der Universität. Trotz
Regen und Kälte waren nach Angaben der Veranstalter 17.000 Menschen
gekommen.

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte mehr
Verantwortung von katholischen Laien in der Seelsorge, im Beruf und
beim gesellschaftlichen Engagement. Aktive Gläubige sollten zu denen
gehen, die noch nicht oder nicht mehr zur Kirche gehörten, betonte er
in einem Interview aus Anlass des Katholikentags.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verteidigte das Konzept einer
soliden Vermögensvorsorge der Kirche. Diese könne im Unterschied zum
Staat keine Schulden auf Kosten kommender Generationen machen. Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte, auch bei der
Kurienreform im Vatikan sei nicht geplant, das Vermögen des Papstes
zu verteilen. Es müsse vielmehr drei Zwecke erfüllen: der
Verkündigung dienen, den Armen helfen und die Mitarbeiter absichern.
Mit Blick auf Kritik am Umgang der Kirche mit Geld forderte der
Essener Generalvikar Klaus Pfeffer mehr Transparenz. Zugleich brauche
die Kirche ein größeres Maß an Solidarität und Bereitschaft zu einer
gemeinsamen Finanzpolitik, sagte der Verwaltungschef des Ruhrbistums.

Kardinal Karl Lehmann mahnte eine gemeinsame Haltung der beiden
großen Kirchen in ethischen Fragen an. Risse in den Positionen zur
Bioethik nähmen zu, bemängelte der Mainzer Kardinal. Das betreffe die
Haltung zur embryonalen Stammzellforschung und zum Thema
Selbsttötung. Hier «knistert es im Gebälk», so der frühere
Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Einen faireren öffentlichen Umgang mit dem Islam verlangte der
Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Militante
Atheisten benutzten Muslime oft als Projektionsfläche für Polemik
gegen Religion überhaupt, kritisierte Mazyek. Religionsgemeinschaften
würden zu oft als Problem und zu selten als positive Ressource für
die Gesellschaft gesehen.

Bis Sonntag stehen in Regensburg rund 1.000 Veranstaltungen zu
politischen und religiösen Themen auf dem Programm. Die Veranstalter
erwarten 80.000 Dauerteilnehmer und Tagesgäste.