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Leserbriefe

Donnerstag, 27.05.2004



Maria Pohlmann: "Schutzmächte" Amerika und England - Erinnerung aus dem 2. Weltkrieg und was das mit dem Irakkrieg zu tun hat? schrieb:


Irgendwie erinnern mich diese Berichte an das Verhalten unserer
"Schutzmächte" Amerika und England hier in Deutschland. Als Kind fürchtete
ich - eine Deutsche - die Manöver der Amerikaner und Engländer, - nicht nur
weil wir Mädchen aus Angst vor sexueller Belästigung weggesperrt wurden, -
sondern auch, weil unser Haus wackelte, wenn die Panzer durch unser Dorf
rollten.
Nach dem Fall der Mauer rasten englische Panzer durch die Wohngebiete der
Stadt, in der ich wohnte. Die Soldaten, die aus der Luke guckend grölend ihr Dosenbier tranken, waren ganz offensichtlich stark angetrunken. Ich hoffte nur, dass der Fahrer nicht angetrunken war, der durch die engen
Wohngebietsstraßen fuhr, und fragte mich, ob das englische Militär denn so
schlecht organisiert ist, dass tatsächlich ein paar besoffene Soldaten einen Panzer erwischen können.

Als bekannt wurde, dass die Amerikaner den größten Teil ihrer Soldaten aus
Deutschland abziehen würden, wohnte ich wieder in dem Haus, in dem ich
aufgewachsen war. Wieder fuhren nachts die Panzer durch das Dorf, wieder
wackelte das Haus, und ich machte mir Gedanken um Setzrisse, denn
mittlerweile gehörte dieses Haus mir. Hinter der vorgehaltenen Hand munkelte man, die Panzer führen nun zum Abtransport, aber: Hätte man nicht über die entfernt liegende Umgehungsstraße fahren können statt durch die engen Straßen eines Dorfes ? Wäre es nicht billiger in bezug auf den
Spritverbrauch gewesen, die Panzer auf Lkw`s zu verladen, wie man es bei
Manövern auch tat, anstatt sie selber fahren zu lassen?
Ich denke, all diese Dinge, die da passierten, waren eine geplante
militärische Machtdemonstration, die Angst auslösen sollte und Angst
auslöste. Und ich denke auch, all dies "besoffene Soldaten einen Panzer
erwischen lassen" sowie "wegen falscher Karten mit Panzern durch ein Dorf
fahren" hat System. Eigentlich haben mich die Nachrichten über Folterungen
im Irak und in Afghanistan nicht überrascht, denn eigentlich war schon im
letzten Jahr aus der Fernsehberichterstattung erkennbar, dass einzelne
Iraker - in deren Privathäusern man Terrorismus vermutete - mit der Waffe in der Hand gezwungen wurden, niederzuknien, und das Gesicht war verdeckt, wenn da Leute einfach so abgeführt wurden.

Erst kommt jemand einfach so mit Gewalt in dein Haus, der hat eine Waffe in
der Hand, und davor fürchtest du dich, also läßt du dich aus Angst zwingen,
und wenn du schlechte Karten hast, stülpt er dir eine Kapuze über den Kopf
und nimmt dich mit. Was dir dann blüht, ist die Hölle auf Erden, aber der
andere hat recht, schließlich hat er die Waffe, mit der er töten kann.
Bei allen anderen löst das ANGST aus, die tun dann, was der mit der Waffe in der Hand will, denn sie selbst wollen das nicht auch abkriegen, und genau darum geht es.
So soll im Irak ein Volk dazu gebracht werden, einem anderen Volk möglichst
billig sein Öl zur Verfügung zu stellen - ich kann auch sagen: Sich durch
amerikanische Konzerne das Öl klauen zu lassen. Im kleinen privaten Bereich verhalten wir uns oft auch nicht anders, oft nehmen wir dem anderen
gedankenlos etwas weg, denn das ist einfacher und mit weniger Mühe
verbunden, als sich selbst dafür anzustrengen.

Wir brauchen beides:
1. Internationale Gerichtsbarkeit, wo solche Institutionen wie AI Fälle von
offensichtlich institunationalisiertem Machtmissbrauch zur Anzeige bringen
können und dies auf unabhängiger Ebene überprüft und geahndet wird.
2.Für uns selber, die "kleinen Leute" , die Buße im Gotteshaus, damit wir
kapieren, wo wir gedankenlos einem anderen etwas wegnehmen, weil das doch so bequem ist.
Liebe Grüße Maria