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Freitag, 06.09.2013

Ein Muslim mit Chuzpe, der in Amerika mit seinem Jesus-Bild viele Christen aufschreckt – Warum eigentlich? Von Walter Homolka

Amerikas christliche Rechte hat einen neuen islamistischen Terrorangriff aufgedeckt. Diesmal geht es nicht um einen Flugzeugabsturz oder Bombenanschlag, sondern um einen geistigen Angriff. Reza Aslan, ein iranischer Flüchtling, hat ein Buch verfasst, das sich mit der historischen Gestalt Jesu beschäftigt. Als Teenager selbst evangelikal engagiert, wandte er sich in seiner Studienzeit wieder dem Islam zu. Jetzt ist er promovierter Religionssoziologe und schreibt über Jesus.

Aslans Jesusbild ist nicht ganz so, wie es die Kirchen überliefern. Denn „Zealot“ zeigt einen Eiferer für Gott. Es steht unter dem Wort aus dem Matthäusevangelium (10,34): „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Jesu Tod beruhe auf der Verurteilung als „König der Juden“ durch die Römer, als überführter Umstürzler und möglicher Usurpator der königlichen Macht. Ganz und gar Jude, ist Aslans Jesus beseelt vom messianischen Gedanken eines eigenständigen Israel. Die Fakten in „Zealot“ sind solide, aber keineswegs neu.

Aslan geht geradlinig an den klassischen Fragen der christlichen Leben-Jesu-Forschung entlang und kommt zu ähnlichen Einschätzungen wie viele jüdische Kommentatoren seit dem 19. Jahrhundert, allen voran Abraham Geiger (1810−1874). In Amerika trifft Reza Aslan dennoch einen wunden Punkt. Islamophobe Reaktionen erreichen skurrile Höhen: der Islam als Gegner des Christentums verbreite schon seit hunderten von Jahren Lügen über Jesus, um die Lehren der Kirche zu zerstören.

Ich hingegen vermisse geradezu eine spezifisch muslimische Fragestellung auf den 400 Seiten von„Zealot“. Joseph Ratzinger war der historische Jesus der Forschung zu dünn. Nun rüttelt ausgerechnet ein Muslim an den Grundfesten des christlichen Amerika: mit einem spannenden Bild von Jesus, das sich schon 300.000 mal verkauft hat.

Der Autor und Rabbiner Prof. Dr. Homolka hat zu deisem Thema bereits in der ZEIT und anderen Zeitschriften Kommentare veröffentlicht