Von den 2,6 Millionen Schülern an den Schulen in Nordrhein-Westfalen sind 274.000 Muslime. Nach erstmaliger Zusammenarbeit des Landes NRW mit den Islamischen Religionsgemeinschaften gibt es im Rahmen einer temporären Beiratslösung seit dem Schuljahr 2012/2013 auch islamischen Bekenntnisunterricht nach GG §7,3.
Laut Schulministerium wird es ab diesem Schuljahr landesweit für 4500 Schüler an 36 Grundschulen sowie 25 weiterführenden Schulen islamischen Religionsunterricht geben. Damit liegt die derzeitige Bedarfsabdeckung bei weniger als 2 % der muslimischen SchülerInnen. Nach den Grundschulen soll mit Beginn des neuen Schuljahres auch an weiterführenden Schulen muslimischer Bekenntnisunterricht erteilt werden. Die Einführung des Fachs sei "nicht nur eine Frage der Religionsfreiheit, sondern auch eine Anerkennung und Wertschätzung" der 1,5 Millionen Muslime in Nordrhein-Westfalen, erklärte letzte Woche NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann vor geladenen Journalisten stolz.
Das ist in der Tat ein großer Fortschritt, für den die islamischen Religionsgemeinschaften lange gekämpft haben. Aber was die Ministerin nicht sagte, ist, dass die bisherigen Anstrengungen dem berühmten Tropfen auf den heißen Stein gleichen. Denn um flächendeckend in NRW für die nächsten Jahre Religionsunterricht einzuführen, bedarf es wesentlich größerer Anstrengungen als bisher, und das kann nicht ohne erkennbare Erhöhung im Bildungshaushalt bewerkstelligt werden. Mit dem bisherigen Tempo wird es in den nächsten 50 Jahren für die muslimischen Schüler in NRW kein reales Angebot eines islamischen Religionsunterrichts geben. Zum islamischen Bekenntnisunterricht gibt es derzeit viele Ankündigungen und Absichtserklärungen, aber schon jetzt ist erkennbar, dass es insbesondere, was die Zahl der Lehrer angeht, ein großes Umsetzungsproblem gibt.