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Leserbriefe

Donnerstag, 08.04.2004



Mikail Troppenz:Zum Kommentar von Mazyek und der Berliner "Kopftuchszene" schrieb:


Assalamu alaikum, lieber Bruder Aiman,

ich habe Deinen Kommentar zum Thema Kopftuch auf islam.de gelesen, und ohne den letzten Absatz, der wirklich "ach-ja-mäßig" hinten dran hängt, wäre es eine schöne, runde Sache gewesen. Ich weiß nicht, warum am Schluss schnell noch in die andere Richtung geschossen werden muss. Gerade die sogenannten Fundamentalisten sind es ja, die erkannt haben, dass es nirgendwo einen idealen Staat gibt und deshalb die meist "westlich" orientierten Feudalherren und Diktatoren in den arabischen Ländern konsequent bekämpfen - dafür wandern sie, "klugscheißerisch" wie sie nun mal sind, in die Gefängnisse oder werden kurzerhand umgebracht. Richtig ist, dass der "Westen" mehr Freiheit gibt - dem "Bösen" wie dem "Guten". Leider erscheint das Böse meist erheblich attraktiver. Das Gute wird Stück für Stück verdrängt, wie zum Beispiel das Kopftuch, das ein
Symbol des Anstands und der Glaubensgewissheit ist. Bei der Berliner
Demonstration für das Kopftuch fragte mich eine Redakteurin, ob die Frauen und Mädchen denn falsch informiert worden seien. Sie behaupteten, man wolle ihnen ihr Kopftuch wegnehmen, aber das betreffe doch nur Lehrerinnen. Ich sagte: Erstens informieren sich die Frauen selbst. Zweitens ist ein Berufsverbot für bewusst muslimische Lehrerinnen schlimm genug. Drittens muss man eine weitergehende Befürchtung durchaus haben. Ja, und nun ist es so weit: In Spandau hat die von CDU (christlich!) und FDP (liberal!) dominierte Bezirksverordnetenversammlung genau diesen, nun wirklich verfassungswidrigen Beschluss gefasst: Muslimischen Schülerinnen soll das Kopftuch in der Schule verboten werden. Der entsprechende Antrag ans Land Berlin wird wohl nicht durchgehen, wenn auch die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus bereits begeisterte Zustimmung signalisiert hat. Aber der erste Vorstoß ist gemacht. Es traut sich ohnehin kaum noch eine junge Frau, das übel diffamierte Kopftuch umzubinden. Dann muss sie schon fast "fundamentalistisch" sein, um die Reaktionen auszuhalten... Nachdem das geplante Berliner Anti-Kopftuch-Gesetz nun auch Kreuz und Kippa verbietet, sollten Christen und Juden nicht empört sein, dass die christlich-jüdischen Symbole
mit dem ach so gefährlichen Kopftuch gleichgesetzt werden. Sondern alle gläubigen Menschen sollten gemeinsam für die lädierte Religionsfreiheit in diesem Land eintreten. Sehr schade, dass das überhaupt nötig ist.

Mikail Troppenz