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Montag, 12.08.2013

Fereshta Ludin: Kampf für Recht auf Selbstbestimmung

ZMD-Generalsekretärin Nurhan Soykan: Sie ist für uns eine Heldin des Alltags, die sich beharrlich gegen Vorurteile stellt. Alleine dafür hätte sie das Bundesverdienstkreuz schon verdient“

Die Lehrerin Fereshta Ludin, die an der staatlich anerkannten islamischen Grundschule in Berlin-Kreuzberg derzeit unterrichtet, sieht sich nicht als Vorkämpferin für die islamische Kopfbedeckung. «Ich habe nicht für das Kopftuch gekämpft, sondern für das Recht auf Selbstbestimmung», sagte Ludin dem in Berlin erscheinenden «Tagesspiegel» in einem langen Interview, was hier zu lesen ist.

Ludin hatte vor 15 Jahren trotz exzellenter Noten und Referenzen keine Anstellung im Staatsdienst in Baden-Württemberg erhalten, weil sie ein Kopftuch trug. Damals stellte sich die damalige Landesschulministerin und inzwischen wegen der Plagiat-Affäre zurückgetretene Bundesbildungsministerin Anette Schavan gegen Fereshta Ludin. Schavan behauptete, dass die Kopfbedeckung nicht konform mit westlichen Werten ist. Ludin dazu:„Als wäre Selbstbestimmung kein westlicher Wert. Ich habe mich damals gefragt: Wo bleibt da meine Selbstbestimmung? Ich hatte mich freiwillig für das Kopftuch entschieden; die Forderung, es abzulegen, hat mich in einen schweren Gewissenskonflikt gestürzt.“

Ludin zog  gegen die  Entscheidung des Stuttgarter Kultusministeriums bis vor das Bundesverfassungsgericht. Das entschied 2003, dass ein Kopftuchverbot einer gesetzlichen Regelung des jeweiligen Bundeslandes bedarf. Damit nahm das eigentliche Drama seinen Lauf: Einige Länder verabschiedeten daraufhin Kopftuchverbotsgesetze, was den muslimischen Lehrerinnen faktisch die Ausübung ihre Berufes verbot. Diese Gesetze dürften bald wieder Gegenstand von Verhandlungen in Karlsruhe sein.



Sie habe sich für ihr Recht auf ein Berufsleben eingesetzt, «dafür, dass ich in meinem Beruf arbeiten kann, ohne dass meine Religion oder gar Kleidung mich davon ausschließen», so Ludin weiter. Ihre Entscheidung vor Gericht zu gehen, was damals auch der Zentralrat der Muslime unterstützt hatte, bereue sie heute nicht.

Dazu sagte die Generalsekretärin des ZMD Nurhan Soykan heute in Köln: „Fereshta Ludin hat all die Widrigkeiten und Schmähungen, die in der Öffentlichkeit gegen sie liefen, ertragen für den Kampf des Selbstbestimmungsrechtes. Für ihren selbstlosen Einsatz für die Rechte der muslimischen Frauen zollen wir ihr den höchsten Respekt und unsere Anerkennung. Sie ist eine Heldin des Alltags, die sich beharrlich gegen Vorurteile stellt. Alleine dafür hätte sie das Bundesverdienstkreuz schon verdient“.

Übrigens, der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin verlieh Frau Ludin zu Beginn des Jahres seinen Integrationspreis 2012 - eine noble Geste.