Donnerstag, 08.04.2004
Ich weine nicht um Scheich Ahmad Yâsîn, denn dort, wo er jetzt ist, geht es ihm besser als in dieser Welt.
Vielmehr möchte ich um die in dieser Welt Zurückgebliebenen weinen, über die Schande, die sie der Menschheit bereiten. Man halte sich das vor Augen: ein ausgemachter feiger Massenmörder wird Ministerpräsident und – anstatt daß ihn die anderen führenden Staatsmänner als das behandeln, was er ist, und ihn zumindest ächten, wenn sie ihn nicht schon vor Gericht stellen können – behandeln sie ihn wie ihresgleichen, geben ihm die Ehre von Staatsempfängen und reichen ihm die Hand, darunter auch solche, die von sich behaupten, Muslime zu sein. Und unter den muslimischen Würdenträgern und Vertretern islamischer Organisationen gibt es zahllose, die sich geehrt fühlen, wiederum von jenen ehrlosen Staatsmännern empfangen zu werden und ihnen die Hand schütteln zu dürfen, die diejenige des Massenmörders geschüttelt hat.
(...)
Der zionistische Staat hätte den Frieden mit den Palästinensern schon lange und ganz einfach haben können: Seine Führer hätten nur alle gegen ihn ergangenen Resolutionen der Vereinten Nationen erfüllen brauchen, die West-Bank, Gaza-Streifen und den Golan-Höhen räumen, dort keine Siedlungen errichten usw., dann gäbe es heute wahrscheinlich keine Intifada und keine Anschläge. So einfach wäre das gewesen, denn die meisten der politischen Führer der Palästinenser waren zu einer Anerkennung „Israels“ und zu einem Frieden zu sogar noch ungüstigeren Bedingungen bereit. Aber die teuflische Gier nach einem „Großisrael“, ohne jegliche Rücksicht auf die Rechte anderer, reißt die Führer und mit ihnen das Volk ins Verderben.
Heute verurteilen die verantwortlichen Politiker den feigen Mord an einem gelähmten Rollstuhlfahrer, und morgen gehen sie wieder zur Tagesordnung über(...)
Abdullâh Bubenheim