Donnerstag, 01.04.2004
Sehr geehrte Frau Hauffe, in der taz musste ich diese Woche lesen: Frauen wollen Kopftuchverbot. Sie als Frauenbeauftragte mögen gegen das Kopftuch sein, alle Bremer Frauen sind es aber nicht. Vorletzten Sonntag fand eine Diskussionsveranstaltung statt, zu der eine feministische Bremer Gruppe auch Muslimas eingeladen hatte, um über das Kopftuchverbot zu sprechen. Ich habe daran als deutsche kopftuchtragende Muslima teilgenommen. Einstimmiges Ergebnis nach einer sehr intensiven Diskussion war, dass frau wegen des Tragens eines Kleidungsstückes nicht derart diskriminiert werden dürfe. Wir haben leider keine Lobby, und auch von Ihnen als Frauenbeauftragte fühlen wir uns nicht vertreten. Ist eine Frauenbeauftragte nicht für alle Frauen da? Was ist mit unserem Recht auf Ausübung eines Berufes, unserem Recht auf Religionsfreiheit, unserem Recht auf Gleichbehandlung, dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit? Das Schlimme an der geführten Debatte ist, dass das Kopftuch und somit die muslimische Frau als Symbol für alles Übel, das der Westen dem Islam zuweist, herhalten muss. Sie als Frauenbeauftragte blasen kräftig mit in dieses Horn. Dies hat verheerende Folgen für muslimische Frauen, die schon heute so gut wie keinen Arbeitsplatz finden können. Im Islam sollen Frauen gerade nicht auf ihre körperlichen Reize reduziert werden, wie das z.B. in der Werbung der Fall ist. Sex sells. Ob Sie es wollen oder nicht, Männer lassen sich nun mal durch das Äußere einer Frau beeinflussen. Dies wird in den Medien bewusst ausgenutzt und auch von manchen Frauen bewusst zur Verwirklichung ihrer Ziele eingesetzt. Die muslimische Frau hingegen möchte sich dieser äußerlichen Begutachtung entziehen und will allein durch ihre Persönlichkeit und z.B. als Lehrerin durch ihr fachliches Wissen wahrgenommen werden. Auch wenn man diese andersartige Wertschätzung des Körpers nicht versteht, sollte man sie respektieren