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Leserbriefe

Montag, 23.02.2004



Michelle Brill: Es gilt darum, den Menschen als Menschen zu sehen schrieb:


Liebes Redantionsteam,

als gebürtige Deutsche mit zum Teil französischer Abstammung spreche ich mich in keinster Weise gegen das Tragen von Kopftüchern -egal wo und egal zu welchem Anlass dies hier in Deutschland auch sei - aus!

Ich selbst besuchte als Kind einen - dem Mainzer Bistum unterstellten katholischen Kindergarten, der bis vor einigen Jahren von Nonnen geführt wurde.
Weiterhin besuchte ich bis zu meinem Abitur ein Mädchengymnasium, das ebenso zu der damaligen Zeit dem Bistum Mainz unterstellt war und dessen Lehrkräfte zumindest bis Anfang der 90er Jahre - zu etwa 30% Nonnen waren.

Heute, im Alter von 29 Jahren, kann ich klar behaupten, dass man in keinster Weise jemals am äußeren Erscheinungsbild der Nonnen bzw. ihrer traditionellen Gewänder, Anstoß genommen hätte oder darüber hinaus, außerhalb des Schulgebäudes, das Tragen Ihrer Gewänder abgelehnt hätte.
Ganz im Gegenteil:Man begegnete Ihnen mit sehr viel Respekt. Man empfand das Tragen der Kopfbedeckung sowie des Gewandes einer Nonne, als das äußere Zeichen der Frau hinsichtlich Ihres Glaubens oder vielmehr in diesem Fall, - ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Orden.
Nach wie vor - oder besser noch - heute mehr denn je, müssen wir Menschen wieder lernen, uns nicht von äußeren Erscheinungsbilder einiger Menschen fehlleiten zu lassen, bzw vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Es gilt darum, den Menschen als Menschen zu sehen und nicht als Deutschen, Marokkaner, Türken, Franzosen oder Schweden....Würde man sich jemals wagen, einem Franzosen das Tragen seines typisch französischen "Käppie" zu untersagen, einem "Urbayern" seinen Bayernhut mit Gamsbart, geschweige denn einer Nonne ihr Gewand sowie ihre Kopfbedeckung .... weil dies auf einen politischen Hintergrund weisen könne? Irgend wann wird vielleicht dan auch Lehrern allgemein das Tragen bestimmter farbiger Kleidung verboten sein, da dies der versteckte Hinweis politischer Zugehörigkeit sein könnte.....

All die Zeit der Diskussionen über das Für und Wider ist meines Erachtens nach verlorene Zeit. Diese sollte vielmehr von jedem einzelnen unter uns dazu genutzt werden, seine Mitmenschen besser verstehen zu lernen, ihre Kultur, ihre Traditionen und auch ihren Glauben....

Mit freundlichen Grüßen

Michelle Brill