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Donnerstag, 06.06.2013
Islamisches Gemeindehaus in London niedergebrannt
Rassistisch-extremistischer Hintergrund. Welle der Gewalt gegen Muslime. Toleriert „der Westen“ die Anschläge auf Muslime?
In der Nacht auf vergangenen Mittwoch ist das Gebäude des Islamischen Gemeindezentrums Al-Rahma im Londoner Stadtteil Tottenham nach einem Anschlag niedergebrannt. Nur ein paar Grundmauern des Gemeindehauses sind dabei übrig geblieben.
Alles auf einen rassistisch motivierten Anschlag hin. Anwohner berichten von mehreren Explosionen die sie in der Nacht gehört hatten. Zuvor wurde das Gebäude mit Graffiti-Schmierereien und den Initialen der „English Defence League“ (EDL) besprüht, auch ein Bekennerschreiben deutet wurde mit EDL unterzeichnet. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand, mehrere Anwohner erlitten Schocks.
Sechs Löschfahrzeuge der Feuerwehr und rund 35 Feuerwehrleute waren im Einsatz und haben den Brand erst nach Stunden unter Kontrolle bekommen. Das Gebäude muss voraussichtlich abgerissen werden. Im Gebäude befanden sich eine Moschee und Gemeinschaftsräume, die von vorwiegend von Muslimen mit somalischem Hintergrund genutzt wurden.
Verstärkte Angriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen nach Soldatenmord
Muslime und ihre Einrichtungen sind in Großbritannien seit dem tödlichen Messerangriff auf einen britischen Soldaten im Mai verstärkten Angriffen ausgesetzt. Berichte über gewalttätige Übergriffe auf muslimisch aussehende Personen, insbesondere Frauen, sind täglich zu lesen. Vor rund zwei Wochen gab es einen Brandanschlag auf eine Moschee in Grimsby, dessen Spuren ebenfalls auf die EDL deuten. Rechtsradikale hatten zuvor mehrfach in der Stadt demonstriert.
Die islamische Menschenrechtskommission (IHRC) beklagt ebenfalls eine „Welle der Gewalt“. Massoud Shadjareh, Vorsitzender des IHRC sagte: “Muslime sind verängstigt. Sie werden körperlich angegriffen, Moscheen wurden niedergebrannt, Gräber geschändet und die sozialen Medien sind voll von antimuslimischem Hass und Gewaltandrohungen gegen Muslime."
Londoner Politiker riefen unterdessen zur Besonnenheit auf. Der konservative Parlamentsabgeordnete Chipping Barnet sagte: “Dies ist nicht nur ein Angriff auf die muslimische Gemeinde , es ist ein Angriff auf uns alle und unsere Werte. Man dürfe den gewalttätigen Extremisten unter keinen Umständen erlauben uns mit dieser Gräueltat auseinander zu dividieren.
Toleriert „der Westen“ Anschläge auf Muslime?
Selbstverständlich möchten sich die Muslime nicht in die Kampfesrhetorik der Extremisten auf beiden Seiten hineinziehen lassen. Doch man stelle sich den medialen Aufschrei vor, wenn ein Angreifer - zu denen ein muslimischer Bezug hergestellt werden könnte - eine große Kirche derart niedergebrannt hätten. Europaweit wären Muslime aufgefordert worden sich von dem Terroranschlag zu distanzieren. Es würde Vorwürfe hageln, nicht genug gegen gewaltbereite Extremisten "aus den eigenen Reihen" vorzugehen. Grundsätzlich würde vielerorts die Friedliebigkeit der Muslime Frage gestellt, sowie eine latente Gewaltbereitschaft unterstellt – nicht selten unter Herstellung einer vermeintlich religiösen Begründung.
Muslime sollten darauf achten, nicht in dieselbe Rhetorik zu verfallen, frei nach dem Motto "der Westen toleriert Angriffe auf Moscheen“. Die Angreifer von Breivik, über die Mörder des Soldaten von London bis hin zur NSU: Sie alle sind Extremisten und ein gemeinsames Problem der zivilen Gesellschaft. Gemeinsam sollte die Gesellschaft mit all ihren Beteiligten dieses Problem angehen.