Werler Muslimen in Angst: Zum 2. Mal Hackenkreuze auf Gotteshaus
Werne: Moschee zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Opfer eines rechtsradikalen Anschlages
Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen - Extremisten formieren sich neu
„Wir machen uns große Sorgen“, sagt Senol Sentürk, der Vorsitzende des islamischen Vereins „Bildungs- und Jugendhilfe Werne“. Schließlich sei es nicht das erste Mal, dass das muslimische Gotteshaus, das Gemeindemitglieder zurzeit in Eigenhilfe um einen kleinen Vorraum erweitern, Ziel eines rechtsradikalen Übergriffs geworden sei.
Das erste Mal, blickt Sentürk zurück, war im Sommer vergangenen Jahres: „Damals hatten wir schnell alles weggeputzt“. Er und die übrigen mehr als 80 eingetragenen Mitglieder des Vereins – „zählt man die Familien mit, sind wir um die 400“ – seien von einem Dummen-Jungen-Streich ausgegangen: „Das denke ich nun nicht mehr.“
Auch die Polizei nimmt den Anschlag ernst. „So etwas kennen wir sonst gar nicht aus Werne“, sagt der Dortmunder Polizeisprecher Wolfgang Wieland. Der Staatsschutz sei eingeschaltet. Auch wenn die Ermittler noch am Anfang stünden und auf Zeugen angewiesen seien, stehe fest: „Es handelt sich um einen Verstoß gegen Paragraf 86a Strafgesetzbuch“ – gegen das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Das kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.
Die Moschee auf der Ecke Brevingstraße/Königsberger Straße gibt es bereits seit 1974. Der Hauseigentümer hat der Gemeinde Räume überlassen – fürs Gebet, für die religiöse Unterweisung von Mädchen und Jungen und für Nachhilfe. Die Moschee stehe jedem offen, ob Muslim oder nicht, betont Sentürk. Den Kontakt zur Nachbarschaft bezeichnet er als sehr gut – bis auf die Parkplatzsituation. „Zum Freitagsgebet wird es hier eng.“ Aber Ärger oder gar offene Anfeindung, die habe es nie gegeben – bis jetzt.
Extremisten formieren sich neu
Unterdessen wurde bekannt, dass die rechtsradikale Szene beispielsweise in der Region Aachen/Mönchengladbach sich neu formiert. Gut fünf Monate nach dem Verbot der „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass sich der harte Kern der verbotenen Neonazi-Organisation neu ordnet.
Das Kommissariat „Rechts motivierte Kriminalität“ (Remok) der Polizei Aachen bestätigte auf Anfrage, dass ehemalige Mitglieder der KAL nun Funktionsträger in den am Wochenende neu gegründeten Kreisverbänden Aachen und Heinsberg der Partei „Die Rechte“ seien. Die seit 2012 existierende Partei positioniert sich nach eigenen Angaben politisch zwischen der rechtsradikalen Partei Pro NRW und der rechtsextremen NPD. Das NRW-Innenministerium prüft derzeit, ob „Die Rechte“ eine Ersatzorganisation für verbotene rechtsextreme Gruppierungen wie die KAL ist.