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Mittwoch, 06.02.2013
„Der Frieden hat seinen Preis – Seien wir alle froh"
Taugt das Beispiel 50 Jahre Elysee-Vertrag als Friedensidee für den Nahen Osten?
Vor einigen Tagen feierte der Deutsche Bundestag zusammen mit dem französischen Parlament das 50 jährige Bestehen des Elysee-Vertrages. 1963 unterzeichneten Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle diesen Vertrag.
Nachdem Deutschland und Frankreich 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945 Kriege gegeneinander geführt hatten, war der Elysee-Vertrag der große Schritt zur Aussöhnung zwischen den Erbfeinden. Eine Geschichte, die auf beiden Seiten von Krieg und Misstrauen geprägt war, begleitete viele Jahrhunderte das deutsch-französische Verhältnis.
Gebiete wie Elsaß-Lothringen gingen 1871 in deutsche Verwaltung über und wurden von den Franzosen im 1. Weltkrieg zurückerobert. 1921 besetzte Frankreich zusammen mit Belgien die deutschen Städte Duisburg und Düsseldorf, um Reparationsforderungen Nachdruck zu verleihen.
Frankreich annektierte 1945 das Saarland. Bis 1947 blieb es französisches Gebiet und erlangte dann Autonomie und war französisches Protektorat. Durch eine Volksabstimmung 1955 zugunsten für Deutschland schloss sich das Saarland 1957 der Bundesrepublik Deutschland an.
Nach den zahlreichen Kriegen und gegenseitigem Landraub klingt es wie ein Wunder, dass aus den ehemaligen Feinden Freunde wurden. Wer heute propagiert, Frankreich bedrohe Deutschland oder Deutschland bedrohe Frankreich, wird zu Recht als Narr bezeichnet.
Eine Aussöhnung, nicht nur auf diplomatischem Wege, sondern in den Köpfen der Bevölkerungen beider Staaten hat stattgefunden. Man studiert beim Nachbarn oder arbeitet dort oder förderte Schüleraustausche, Frankreich ist als Urlaubsland für deutsche Touristen höchst beliebt und bei Städtereisen steht Paris ganz oben auf dem Reiseziel der Deutschen.
islam.de sprach im Bundestag mit Abgeordneten darüber
Heinz-Peter Haustein (FDP) kennt sich mit Versöhnung mit Nachbarländern bestens aus. Sein Wahlkreis grenzt an die tschechische Republik. Zudem ist Heinz-Peter Haustein ehrenamtlicher Bürgermeister in Deutschneudorf. Auf der anderen Seite des Dorfes Deutschneudorf liegt schon Böhmen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete betonte: „Es gibt immer noch Stimmen, die sagen, die EU kostet viel Geld. Das stimmt ja auch zum Teil. Dafür haben wir heute Frieden. Wir leben friedlich und einträchtig in Europa mit unsren Nachbarn in Frankreich, Polen, Tschechien, Holland, Belgien, Luxemburg und Dänemark. Mit all diesen Ländern lag Deutschland 1945 noch im Kriege. Unsere Väter und Großväter kamen bei diesen mörderischen Angriffen auf die Nachbarländer ums Leben oder wurden verletzt. Der letzte Weltkrieg hat auf allen Seiten millionenfaches Leid gefordert. Ja, die EU kostet Unsummen. Ein Krieg, der wiederum millionenfaches Leid über Europa brächte, würde Summen verschlingen, deren Ausmaß sich nur Wirtschaftsexperten vorstellen könnten. Der Frieden hat seinen Preis. Seien wir alle froh, dass es in unseren europäischen Regionen so friedlich zugeht seit Ende des 2. Weltkrieges.“ Von diesem Frieden hierzulande träumen Menschen in den Kriegsregionen in aller Welt!
Jörn Wunderlich ist Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. Er bezeichnet die Aussöhnung zwischen „Frankreich und Deutschland als vorbildlich und sehr gelungen. Unsere Großväter auf beiden Seiten des Rheines haben zu oft den Krieg gegen den Anderen im Auge gehabt.“ Ein Erlebnis bleibt dem LINKEN-Bundestagsabgeordneten Jörn Wunderlich immer in Erinnerung. „An einer Gedenkfeier für französische Zwangsarbeiter in Deutschland sagte vor Jahren ein ehemaliger Zwangsarbeiter: „Wir müssen raus aus dem Teufelskreis der Sprüche wie „Alle Räder rollen für den Sieg. Lasst uns Kinderwagen schieben, unser Land braucht Soldaten für den nächsten Krieg.“
Die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ist erfolgreich abgeschlossen worden. Vielleicht blicken Palästinenser und Israelis einmal in Sachen Aussöhnung nach Europa. Was spricht eigentlich dagegen, dass eine Aussöhnung sich nur auf Frankreich und Deutschland begrenzen darf? (Volker-Taher Neef, Berlin)