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Donnerstag, 15.11.2012
Israel greift Gaza an - Viele Tote und Verletzte
Ägyptens Präsident: Israelischer Angriff auf Gaza nicht hinnehmbar
Die israelische Luftwaffe hat ihre massiven Luftschläge im Gazastreifen auch in der Nacht zum Donnerstag fortgesetzt. Eine Armeesprecherin sagte, etwa 100 Ziele seien seit Mitternacht angegriffen worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Safa berichtete, seit Beginn der Militäroperation am Mittwoch seien elf Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt worden. Unter den Toten waren den Angaben zufolge auch zwei Kinder und eine schwangere Frau. Israel warf nach Medienberichten Flugblätter über dem Gazastreifen ab, die Zivilisten dazu aufriefen, sich zu ihrem eigenen Schutz von Waffenlagern fernzuhalten.
Bei einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen sind am Donnerstag in Israel nach neuen Angeben mindestens drei Menschen getötet worden. Ein vierstöckiges Wohnhaus in dem Ort Kiriat Malachi habe einen Teffer erhalten, sagte der Sprecher der israelischen Polizei, Mickey Rosenfeld.
Ägyptens Präsiden Mohammed Mursi hat die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen bei einer Krisensitzung mit einigen Ministern scharf verurteilt. Wie das Staatsfernsehen berichtete, sagte Mursi am Donnerstag: „Israel muss begreifen, dass wir keine Aggression akzeptieren, die sich negativ auf die Sicherheit und Stabilität in der Region auswirkt.“ Zuvor hatte Ägypten bereits seinen Botschafter aus Israel abgezogen.
Krieg gegen Gaza - Stand 17.11.12
Der tunesische Außenminister Rafik Abdel Salam hat bei einem Solidaritätsbesuch im Gazastreifen einen sofortigen Stopp der israelischen Angriffe gefordert. „Was in der Vergangenheit erlaubt war, ist jetzt wegen der Entwicklung in der arabischen Welt verboten”, sagte er am Samstag in Gaza-Stadt. „Was sich hier im Gazastreifen abspielt, ist nicht hinnehmbar, ungerechtfertigt und eine Verletzung des internationalen Rechts”, fügte er hinzu.
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Pausenloses Bombardement
Israel bombardiert seit Mittwoch pausenlos vor allem Einrichtungen der herrschenden Hamas. Israel will seine Offensive erst beenden, wenn die Hamas den Raketenbeschuss Israels unterbindet. Ob es sich um Zivilisten oder Mitglieder militanter Gruppen handelte, blieb offen. Damit stieg die Zahl der palästinensischen Todesopfer seit dem Beginn der israelischen Offensive „Säule der Verteidigung” auf 39; etwa 330 Menschen sollen verletzt worden sein. In Israel wurden drei Menschen durch eine Rakete aus dem Gazastreifen getötet und mehr als 20 verletzt.
Bis in den Großraum Tel Aviv
Das israelische Militär hat angesichts der überraschenden Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf den Großraum Tel Aviv ein Raketenabwehrsystem bei der Stadt stationiert. Es handele sich um eine Abwehrtechnik des Typs „Iron Dome” (Eisenkuppel) gegen Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite bis 70 Kilometer. Es sei die fünfte Einheit, deren Aufbau eigentlich erst für kommenden Januar geplant gewesen sei, teilte die Armee am Samstag mit. Angesichts der Angriffe auf Tel Aviv sei der Termin vorgezogen worden. Die anderen vier Systeme sind um den Gazastreifen herum stationiert. Dort hätten sie in den vergangenen Tagen 211 Raketen aus dem Gaza-Streifen noch in der Luft zerstört.
Westerwelle warnt
Bundesaußenminister Guido Westerwelle rief alle Seiten zu „Besonnenheit und Mäßigung” auf. In einem Telefonat mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil El-Arabi, nannte der FDP-Politiker die Eskalation der Gewalt in Nahost äußerst besorgniserregend und eine zusätzliche Gefahr für die Stabilität der gesamten Region. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.
Primor: Hamas hat kein Interesse an einem Krieg
Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, sieht die Hauptverantwortung für die Gewalt nicht bei der Hamas. Verantwortlich seien die „extremistischen fundamentalistischen Gruppierungen”, die sich einen Machtkampf im Gazastreifen lieferten, sagte der Präsident der israelischen Gesellschaft für Außenpolitik am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Die Hamas und Ägypten hätten kein Interesse an einem Krieg. Auch Israel sei an einer Eskalation nicht interessiert, die Bevölkerung habe Angst vor Raketenbeschuss.
Die frühere israelische Außenministerin Tsipi Livni, die der oppositionellen Kadima-Partei angehört, warnte vor einer Spirale der Vergeltung. Man müsse bei solchen Einsätzen klare Ziele haben und wissen, wie man wieder herauskommt, sagte Livni dem Magazin „Focus”. „Wenn die Ziele nicht präzise definiert sind, gibt es einen Hang zur Zerstörung, der das Beenden der Aktion schwierig macht.”