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Donnerstag, 02.08.2012
Türken wollen gar nicht mehr in der EU leben: 85 Prozent sagen Nein
Während die Eurozone von einer Krise zur nächsten zu schlittern scheine, galoppiere das türkische Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt nach oben
Laut dem türkischen EU-Minister Egemen Bagis hätten sich die Ambitionen seiner Landsleute hinsichtlich eines Aufenthaltes in Europa grundlegend geändert. Mittlerweile würden sie in europäische Hauptstädte reisen, um ihr Geld dort in Geschäften und Hotels auszugeben, aber nicht um sein Leben zu verbringen.
Früher, so der Minister, wäre der Reisegrund ein völlig anderer gewesen: "Wurden Türken in der Vergangenheit danach gefragt, ob sie gerne in Europa leben würden, hätten 80 Prozent mit Ja geantwortet. Heute sagen 85 Prozent Nein." Der Grund liegt für Bagis auf der Hand: Mittlerweile würden sich seine Bürgerinnen und Bürger in der Heimat bessere Chancen ausrechnen - vor allem auf dem Arbeitsmarkt.
Um den "Richtungswechsel" zu verdeutlichen, führte der EU-Minister auch einige Zahlen an. So seien im Jahr 2010 27.000 Türken nach Deutschland ausgewandert. Auf der anderen Seite gab es jedoch 35.000 Deutsche, die in die Türkei zogen. Und dieser Trend könne sich sogar noch deutlicher ausprägen. Bagis wies darauf hin, dass "viele der 5,5 Millionen in Europa lebenden Türken in Betracht ziehen, in die Türkei zu gehen, um dort ein besseres Leben für sich und ihre Kinder zu haben".
"Die Entwicklungen, die der türkische Minister beschreibt, kommen nicht von ungefähr", schreibt die Zeitung "Zaman". Während die Eurozone von einer Krise zur nächsten zu schlittern scheine, galoppiere das türkische Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt nach oben. In Regionen wie Ankara oder Istanbul sei man bereits auf Augenhöhe mit Griechenland, Teilen Spaniens und Großbritanniens sowie den ehemaligen kommunistischen EU-Ländern.
Ganz anders sehe es jedoch in den ländlichen Regionen der Türkei aus. Hier lebten gut zehn Prozent der Bevölkerung von weniger als umgerechnet fünf Dollar pro Tag.