Freitag, 13.09.2002
Besorgt über die Folgen einer in Medien zum Jahrestag des 11.9. teilweise erzeugten Terror-Hysterie zeigt sich SCHURA - Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg. Diese erzeuge anscheinend einen Druck auf die Ermittlungsbehörden, unverhältnismäßige Polizei-Aktionen gegen Muslime und islamische Einrichtungen zu starten.
So wurden am heutigen Morgen in einer groß angelegten Polizei-Razzia das Gebäude Kleiner Pulverteich 17 - 21 in St. Georg durchsucht. Angeblich sollte sich dort in einem Pensions-Zimmer ein Mann aufhalten, der einen Sprenstoffanschlag plane. Diesen `Tip` wolle die Polizei aus Sicherheitskreisen erhalten haben. Nach Ende der Durchsuchung mußte die Polizei einräumen, nichts Verdächtiges gefunden zu haben.
In dem Gebäude befinden sich neben einer Zimmervermietung und diversen Geschäftsräumen auch die Nur-Moschee, die albanische Moschee und eine pakistanische Moschee. Alle drei Moscheevereine sind Mitglieder von SCHURA. Bei der Razzia wurden z.T. auch die Gebetsräume durchsucht.
`Obgleich wir Verständnis dafür haben, daß die Behörden Hinweisen auf kriminelle Handlungen nachgehen müssen, halten wir diese Aktion für unverhältnismäßig` so SCHURA-Vorsitzender Mustafa Yoldas. Man frage sich, wieso auch die Moscheen durchsucht werden mußten, wenn man den Verdächtigen in der Pension vermutete. `In unseren Moscheen beherbergen wir keine Gewalttäter.` SCHURA und damit alle Mitgliedsvereine haben sich nach dem 11.9. wiederholt von Gewalt und Terrorismus eindeutig distanziert.
Auch hinterlasse der Aufmarsch von Polizeihundertschaften mit Maschinenpistolen im Anschlag vor der Moschee ein beklemmendes Gefühl. `Auch wenn die Polizei nachher erklärt, nichts gefunden zu haben, kommen diese Bilder in die Öffentlichkeit.` Damit werde ein Bild erzeugt, daß Moscheen und Islam immer wieder mit Kriminalität und Terrorismus in Verbindung bringe. Vorurteile würden genährt und Besucher - muslimische wie nichtmuslimische - geradezu abgeschreckt, Moscheen zu betreten.
Nach Beobachtung von SCHURA sei wohl ein Gemisch aus Sensationslust und Wahlkampfklima dazu angetan, jeden Vorfall zum neuen Terrorschlag aufzubauschen und ihn in Verbindung zum Islam zu bringen: So habe das Heidelberger `Terror-Pärchen` - jedenfalls nach einer aktuellen Meldung des `Spiegel` - statt Rohrbomben wohl nur Sylvester-Knaller herstellen können und der angeblich strenggläubige Muslim war ein regelmäßiger Kneipengänger und Rauschgiftkonsument. Möglicherweise gebe es für die angeblich unterstellten `Terroristen-Einschleusungen` des vorgestern auch von der Polizei durchsuchten Geschäftsmannes in Schleswig-Holstein eine eher harmlose Erklärung. Und hier genügte ein dubioser `Hinweis`, um eine groß angelegte Polizei-Razzia in drei Moscheen zu starten.
`Wenn dies so weiter geht, müssen wir Muslime fürchten, daß bald jeder von uns
Opfer auch irgend welcher Denunziationen werden kann.`