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Sonntag, 18.09.2011
Zentralrat freut sich auf die Begegnungen mit dem Papst und dem türkischen Staatspräsident
Die Woche ganz im Zeichen der Staatsbesuche des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und Papst Benedikt XVI in Deutschland – Hoffnungen, Kritik und Erwartungen der Muslime
Köln - Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) erhofft sich von dem Treffen mit Papst Benedikt XVI. nächste Woche in Berlin einen Austausch auf Augenhöhe. Er erwarte, dass "der etwas in die Jahre gekommene Dialog zwischen Muslimen und Christen" durch das Gespräch mit dem Papst "wieder einen neuen Impuls bekommt", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman A. Mazyek der Nachrichtenagentur dapd in Köln. Bewegung erwarte er auch bei der Haltung der katholischen Kirche in Deutschland zum Prozess der Gleichbehandlung der Muslime und der Gleichberechtigung islamischer Religionsgemeinschaften.
Der ZMD-Vorsitzende wird zunächst auf Einladung des Bundespräsidenten Christian Wulff im Schloss Bellevue den Staatsempfang des Papstes kommenden Donnerstag verfolgen, am Nachmittag seine Rede im Bundestag anhören und am Freitag früh auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz Papst Benedikt XVI persönlich treffen.
Mazyek wertete es als "wichtiges Zeichen", dass der Papst bei seinem Deutschlandbesuch dem muslimisch-christlichen Dialog einen hohen Stellenwert einräume, weil er damit "beherzt einem gewissen Entfremdungsprozess auf beiden Seiten" entgegentrete. Zugleich kritisierte der ZMD-Vorsitzende, der derzeit auch Sprecher des Koordinationsrats der Muslime ist, dass zu dem Treffen nicht alle islamischen Religionsgemeinschaften eingeladen seien. "Ich weiß nicht, ob das so klug ist, dass man einen Verband wie den Islamrat mit mehr als 300 Moscheegemeinden nicht mit aufnimmt", sagte er.
Die Spannungen zwischen Muslimen und katholischer Kirche, die der Papst mit seiner Regensburger Vorlesung vor fünf Jahren ausgelöst hatte, hält Mazyek noch nicht für vollkommen ausgeräumt. Vielen Muslimen seien die "missverständlichen Äußerungen" Benedikts tief im Gedächtnis geblieben. "Wir müssen allesamt daran arbeiten, da eine neue Seite aufzuschlagen", sagte er.
Staatspräsident Abdulla Gül in Deutschland – eine Stärkung für den kulturellen Austausch
Während seiner Reise vom 18. bis 21. September 2011 wird der türkische Staatspräsident Abdullah Gül mit Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentreffen.
Am Montag gibt der Bundespräsident zu Ehren seines Amtskollegen ein Staatsbankett im Schloss Bellevue, wo neben einer Reihe von Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit seinem Vorsitzenden Aiman Mazyek eingeladen ist.
Auf dem Programm des Staatspräsidenten stehen auch Hightech-Firmen in Baden-Württemberg. "Wenn wir uns Europa heute anschauen", sagte Gül, "sehen wir, dass es eigentlich nur zwei aufstrebende Länder gibt: Deutschland und die Türkei." Diese beiden Länder sollten deshalb auch für die Zukunft im Bereich von Forschung, Technologie und Wirtschaft zusammenarbeiten.
Zudem wird der Universität Osnabrück und dem Zentrum für Interkulturelle Islamstudien (ZIIS) an der Universität Osnabrück wird eine große Ehre zuteil: der Bundespräsident und der türkische Staatspräsident besuchen das ZIIS an der Universität Osnabrück. In einem Statement äußerte sich ZIIS-Leiter Bülent Ucar darüber sehr erfreut: „Wir glauben, dass durch diesen Besuch der beiden Staatspräsidenten auch den Interessen und Bedürfnissen der Muslime in Deutschland und der Gesamtgesellschaft Rechnung getragen wird.“