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Donnerstag, 26.05.2011
"Kriegsverbrecher und Massenmörder" Mladic nach knapp 16 Jahren gefasst
Ratko Mladic soll schnellstmöglich an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt werden. Mladic gilt als verantwortlich für den Tod Tausender Menschen und dem Massaker an bosnischen Muslimen in Srebrenica.
Das „Versteckspiel„ des „Schlächters von Srebrenica„ ist damit zu Ende: Nach kanpp 16 Jahren haben serbische Sicherheitskräfte den meistgesuchten Kriegsverbrecher Europas festgenommen. „Im Namen der Republik Serbien verkünden wir, dass Ratko Mladic festgenommen wurde“, sagte Serbiens Staatschef Boris Tadic. Jetzt könne Serbien „ein unrühmliches Kapitel seiner jüngeren Geschichte“ abschließen. Mladic soll so schnell wie möglich an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt werden, kündigte Tadic an. „Der Prozess der Auslieferung läuft bereits mit seiner Festnahme.“
Von dem UN-Kriegsverbrechertribunal wurde er 1995 wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 angeklagt. Das Tribunal legt ihm vor allem die 44-monatige Belagerung Sarajevos mit rund 10 000 Toten und das Massaker von Srebrenica mit etwa 8000 Toten zur Last.
Derweil begrüßte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Festnahme Mladics. „Die Verhaftung von Ratko Mladic ist eine gute Nachricht, nicht nur für Bosnien und Herzegowina, sondern auch für Serbien, den Westbalkan und damit für ganz Europa“, sagte Merkel. Mladic habe „große Schuld für besonders dunkle und tragische Ereignisse in den Balkankriegen auf sich geladen“. Seine Verhaftung sei „längst überfällig“ gewesen. Das nun anstehende Verfahren sei „die beste Grundlage für Versöhnung und eine europäische Zukunft der Region“.
Das Massaker von Srebrenica
Die ostbosnische Stadt Srebrenica war im April 1993, während des Bosnienkrieges, zur UNO-Schutzzone erklärt worden. Als jedoch am 11. Juli 1995 das Gebiet von bosnisch-serbischen Truppen unter General Ratko Mladic gebracht wurde, wurden unter Duldung niederländischer UNO-Soldaten Frauen und Kinder vom Rest der Bevölkerung getrennt und ermordet, offenbar geplant und mit System. Mladic ist zwar vor dem „UN-Kriegsverbrechertribunal“ in Den Haag angeklagt worden, wurde aber noch nicht gefasst.
Mehr als 8000 Menschen sollen bei diesem Massaker, welches als schlimmste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. 2005 konnte anhand eines Videos nachgewiesen werden, dass an dem Massaker auch eine serbische Sondereinheit beteiligt war. Nach der Einnahme Srebrenicas durch bosnisch-serbische Truppen hatten viele Bewohner der Stadt Zuflucht im Stützpunkt des niederländischen Bataillons gefunden, wurden aber weggeschickt und kamen ums Leben. Andere starben auf der Flucht in die Berge, in denen sie sich zu verstecken versuchten.
"Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, sich den Horror vorzustellen, den die Einwohner der Enklave Srebrenica erleiden mussten", erklärte die ehemalige UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte. Hilflose Männer und Buben "wurden von Erschießungskommandos exekutiert, in Massengräbern verscharrt und dann wieder ausgegraben und erneut begraben in dem Versuch, die Wahrheit vor der Welt zu verheimlichen." Vielen Opfern seien die Augen verbunden und die Hände gefesselt worden, "um es den Mördern leichter zu machen". Die UN-Chefanklägerin bezeichnete das Massaker als die Endphase eines "umfangreichen kriminellen Plans", die moslemische Bevölkerung von Srebrenica auszulöschen.
Die Massengräber, in denen die Opfer verscharrten wurden, sind längst nicht alle gefunden worden. Deshalb werden jedes Jahr die Überreste der Gefundenen und Identifizierten am Jahrestag des Massakers auf dem Friedhof in Potocari beigesetzt. In diesem Jahr sollen es 775 sein.