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Mittwoch, 11.05.2011

Ägypten: Die Gewalt gegen Kopten nutzt den Feinden der Revolution

Zwölf Jahre Haft für Mubaraks Oberbefehlshaber der Polizei - Steckte er auch hinter dem Anschlag auf die koptiscche Kirche in Alexandria?

Kairo - Ein junger koptischer Intellektueller in Kairo zeigte sich angesichts der jüngsten Gewaltakte gegen seine koptische Kirche gegenüber der „Tagespost“ irritiert, wonach der Anschlag auf ein koptisches Gotteshaus zwei Tage nach dem der ehemalige Innenminister, Habib el Adly, zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde, passierte. Die Verurteilung des Mubarak-Regimes ist ein Erfolg der Revolution, aber Unruhen oder gar Gewalt innerhalb der Bevölkerung nutzen die Feinde der Revolution, um das Aufbegehren für Freiheit, Demokratie und Menschenrechter der arabischen Bevölkerung zu diskreditieren „Ich sehe den Anschlag als Teil der Gegenrevolution.“, so der ägyptische Christ wörtlich gegenüber „Tagespost.

Für diese These spricht, dass es sich bei den Angreifern laut Augenzeugenberichten um radikale Gruppen dreht. Vor der Revolution schienen diese Extremisten in Ägypten völlig bedeutungslos zu sein, doch nun agieren sie öffentlich und mit Vehemenz, auch gegen gemäßigte islamische Strömungen.

Ähnlich verhält es sich bei dem blutigen Anschlag gegen eine koptische Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria vor einigen Monaten (islam.de berichtete). Vieles spricht dafür, dass dies nicht von "Muslimen" verübt wurde, sondern eine "false flag operation" ist, die aus den Reihen der herrschenden Eliten selbst stammen. Es scheint jetzt auf jeden Fall so viel Anfangsverdacht zu bestehen, dass Ägyptens Generalstaatsanwalt eine Untersuchung in die Rolle des ehemaligen Innenministers, Habib el-Adly, bei dem Verbrechen kürzlich ankündigte.

Ehemaligem Oberbefehlshaber der Polizei droht ihm die Todesstrafe

Viele Ägypter sehen, dass der früherer Innenminister Habib El-Adly letzte Woche von einem Gericht in Giza verurteilt wurde, nur als ein Auftakt zur gerechten Strafe. Der Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche könnte ein härteres Urteil in einem zweiten Prozess folgen. Da geht es um die Todessschüsse auf Demonstranten während der Januar-Revolution in Ägypten. Adly als ehemaligem Oberbefehlshaber der Polizei droht sogar die Todesstrafe.

Adly war als Innenminister fast 20 Jahre lang der gefürchtetste Mann des Landes. Er war verantwortlich für den unterdrückenden Polizeiapparat. Aufgrund des drei Jahrzehnte geltenden Ausnahmezustands waren Polizeioffizieren und Justiz kaum Grenzen gesetzt. Abertausende politische Gefangene saßen, nach systematischer Folter, jahrelang in Gefängnissen, und das oft ohne Prozess oder abgeurteilt in einem Schnellverfahren vor einem Militärgericht. Auch auf den Ausbruch der Unruhen am 25.Januar hatte die Staatsmacht mit Gewalt reagiert.