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Freitag, 24.12.2010

Neuste Bertelsmann-Studie widerlegt Sarrazins abstruse Thesen

Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Liz Mohn:„Die Ergebnisse widerlegen Vorurteile über Menschen aus anderen Herkunftsländern in der deutschen Gesellschaft“ - Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir: "Blick auf die wirklichen Fakten"

So gibt es laut Studie eine weitgehende Übereinstimmung zwischen beiden Gruppen in Fragen der Kindererziehung und Hausarbeit. Etwa 74 Prozent der Befragten mit ausländischen Wurzeln und 70 Prozent derjenigen ohne Migrationshintergrund lehnten das Bild der nicht berufstätigen Mutter, die sich um die Kinder kümmert, ab. 57 Prozent der Migranten und 61 Prozent der Deutschstämmigen sehen eine schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Problem für die Berufstätigkeit von Frauen an.

„Bei den Themen Familie und Beruf gibt es zwischen Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes“, interpretierte die Stiftung die Ergebnisse. Für die repräsentative Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut tns-Emnid laut Angaben 896 Personen ohne und 1.001 Personen mit Migrationshintergrund befragt

In dem Bereich Beruf und Karriere gaben laut Umfrageergebnissen neun von zehn Befragten mit Migrationshintergrund (89 Prozent) an, sie möchten beruflich weiterkommen. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund seien lediglich 45 Prozent so sehr auf ihre berufliche Entwicklung bedacht. Unerwartet sei zudem, dass besonders junge Frauen mit ausländischen Wurzeln (84 Prozent) erklärten, sie wollten beruflich weiterkommen. Bei den Nichtmigranten waren es nur 64 Prozent der Befragten.

„Die Ergebnisse widerlegen Vorurteile über Menschen aus anderen Herkunftsländern in der deutschen Gesellschaft“, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Liz Mohn, bezüglich der Studienergebnisse.

Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir: "Blick auf die wirklichen Fakten"

kommentierte die Ergebnisse so: „Der Rauch von Sarrazins Nebelkerzen ist verzogen und der Blick auf die wirklichen Fakten wieder freigelegt“. Laut Özdemir zeigten die Zahlen, dass es bei der Integration nicht vorrangig an Bereitschaft sondern an Chancen mangele. Dies in Abrede zu stellen und damit der Politik und Gesellschaft einen Freibrief zu geben, ihre Bemühungen um Integrationsangebote einzustellen, sei der große Schaden in diesem Herbst gewesen. „Wir müssen anpacken, um Migranten bessere Integrations- und Aufstiegschancen zu ermöglichen, gerade in den sogenannten Problembezirken unserer Republik“, sagte der Grünen-Politiker.(Quelle: dpa, www.igmg.de)