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Montag, 13.12.2010
«Playboy» und Fanatiker: Der Attentäter von Stockholm
Er hatte sich schon früh (2007) mit Gläubigen der örtlichen Moschee angelegt und ist rausgeflogen
Stockholm/London - Ein Bericht der dpa - «Playboy» in modischer Kleidung, rechthaberisch, hochbegabt und im Internet auf der Suche nach einer Zweitfrau: Das Dunkel um den Selbstmordattentäter von Stockholm hat sich ein Stück weit gelichtet.
Der 1981 geborene Taimur Abdulwahab al-Abdali war mit seinen irakischen Eltern als Zehnjähriger nach Schweden gekommen. 2001 zog er als Student in die englische Stadt Luton, wo der muslimische Bevölkerungsanteil bei 15 Prozent liegt. Von hier zeichneten Medien-Informationen über den Attentäter das Bild eines verblendeten jungen Mannes, der eine Art Doppelleben führte. Für die Nachbarn war er der nette Herr von nebenan.
«Er war immer freundlich», sagte ein Nachbar in der Stadt bei London. Bekannte berichteten dem Nachrichtensender Al-Arabija, Al-Abdali sei von seinen Freunden wegen modischer Kleidung aufgezogen worden. Sie hätten ihm den Spitznamen «Playboy» verpasst. Auch Fotos aus Facebook und anderen Internetquellen zeigen einen gut aussehenden, ziemlich fröhlich wirkenden jungen Menschen.
Legte sich mit Muslimen an: Selbstmordattentäter
In Tranås im idyllischen mittelschwedischen Bezirk Småland schilderte ihn eine jetzt 25-jährige Ex-Freundin als «lebensfroh, immer mit einem Lachen auf dem Gesicht». Ein Ex-Lehrer bescheinigt ihm «überdurchschnittliche Begabung», ein Ex-Schulkamerad allerdings auch einen ausgeprägten Hang zum Rechthaberei.
Niemand in Schweden konnte den lebensfrohen Teenager Taimur mit dem Selbstmordattentäter und potenziellen Massenmörder mit Wohnsitz Luton unter einen Hut bringen. Dass er in der Zwischenzeit radikalislamistische Ausbildungslager für Terroristen in Pakistan besucht hat, berichtete al-Abdali in seiner «Abschiedsbotschaft».
Auch in Luton wahrte er die freundliche Fassade. Im Vorgarten seines biederen Reihenhäuschens spielte er mit den Kindern, zwei Mädchen und ein kleiner Junge. An der Universität Bedfordshire in Luton studierte der Vater Physiotherapie.
2007 bekam Al-Abdali mit seinen Glaubensbrüdern in der örtlichen Moschee Schwierigkeiten. Damals stürmte er aus dem Gotteshaus, nachdem ihm anderen Gläubige eine «verdrehte Sicht» auf den Glauben vorgeworfen hatten, berichtete die BBC am Montag. Danach soll er sich von der örtlichen Gemeinde abgeschottet haben.