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Leserbriefe

Sonntag, 07.10.2001



G.W. schrieb:


Es wird immer wieder behauptet, der Islam sei eine friedliche Religion, tolerant gegenüber Andersdenkenden. Liest man jedoch den Koran, so gibt es sehr viele Stellen, an denen zum Kampf, ja zur Vernichtung Andersgläubiger -vor allem von Juden und Christen- aufgerufen wird. Dies ist um so erstaunlicher, da sich Mohammed der heiligen Erzählungen des Judentums und des Christentums bedient hat, um seine eigenen Offenbarungen damit zu legitimieren.

Bedenkt man die Situation Mohammeds, in der er lebte und seine heiligen Texte niederschrieb, so wissen wir im Vergleich zu anderen Autoren heiliger Schriften relativ viel über die jeweilige Situation in der die Schriften verfaßt wurden, da zu seiner Zeit die Geschichtsschreibung bereits tradiert war. Es ist also durchaus möglich, persönliche Erlebnisse Mohammeds, insbesondere Machtkämpfe, Niederlagen und Anfeindungen in Bezug zu setzen zu aggressiven Äußerungen, die von keinem Gott dieser Welt jemals so offenbart würden. Darin hat der Islam einen unschätzbaren Vorteil gegenüber den anderen älteren Religionen.

Ich frage mich allerdings, was das für eine Religionspraxis ist, in der die von Menschenhand aufgeschriebene und daher immer subjektive Offenbarung nicht auf die eigentlichen göttlichen Inhalte untersucht wird, in der nicht verglichen wird mit dem, was Gott in anderen Religionen offenbart hat, außer daß Geschichten älterer Religionen einfach übernommen werden, gegen diejenigen verwandt werden, denen sie ursprünglich offenbart wurden und nicht den Gläubigen in ihrem universellen Zusammenhang dargestellt werden, was Mohammed sicher gewollt hätte.

Dadurch muß doch der Eindruck entstehen, als ob Gott sich in seinen Offenbarungen an die Juden und die Christen geirrt habe und sich selbst durch den Islam korrigieren müsse. Dies ist dann allerdings nicht nur eine Beleidigung des Judentums und des Christentums, sondern vor allem eine Gotteslästerung.

Gotteslästerung ist es, wenn man Gott unterstellt, daß er Haß predigt und darauf aufbauend einen Kampf um Macht legitimiert, in dem es nicht um die göttliche Macht der Liebe, des Erbarmens, des Friedens, des Verzeihens und der Barmherzigkeit geht, Eigenschaften Allahs, von denen der Koran Lieder zu singen weiß, in denen die göttliche Offenbarung klar und erkennbar wird.

Gotteslästerung ist es auch, wenn in der westlich-christlichen Welt materieller Reichtum gleichgesetzt wird mit göttlicher Gnade, die mit menschlichen Mitteln verteidigt werden muß gegen diejenigen, die weniger haben. Gotteslästerung ist es auch, wenn materieller Luxus, Börsenkurse und Wirtschaftsdaten als das hingestellt wird, von dem das Leben des Menschen abhängt und dem er zu dienen hat. In Christus ist sehr deutlich und klar geworden, daß Güter des Wohlstandes dazu da sind, sie mit anderen zu teilen. Aber nicht nur sie, sondern auch die in göttlicher Güte geschenkte Freiheit, die in Verantwortung vor dem Geber dazu genutzt werden soll, auch andere von der Bindung durch Angst , Unterdrückung und Sorgen zu lösen.

Abraham, der Vater des Judentums, des Christentums und des Islams war angewiesen auf die Gastfreundschaft Andersgläubiger und hätte sie niemals dazu mißbraucht, denen Schaden zu zu fügen, deren Gast er war. Er verzichtete auf seine Rechte zugunsten seiner Brüder und zog weiter, damit ihnen das fruchtbare Land bleibe, im Vertrauen auf einen Gott, der ihm diesen Verzicht nicht zum Nachteil gereichen würde. Er flehte zu Gott, daß er so viele wie irgend möglich vor dem Gericht in Sodom und Gomorrha bewahren möge. Und er wußte, daß Gott trotz manchem Zeichen, das dagegen sprach, derjenige ist, der seine Verheißungen erfüllt und dazu keiner menschlichen "Gotteskrieger" bedarf.

Es ist dringend an der Zeit, daß sich die Religionsführer aller Religionen nicht länger dazu hergeben, den politischen Zielen ihrer herrschenden Ideologien zu dienen, und ihnen anvertraute Menschen zur Lüge zu mißbrauchen, sondern sich zusammentun und gegen eine von Macht, Habgier, Hochmut, Lieblosigkeit und Menschenverachtung gekennzeichnete Politik aufbegehren, indem sie eine Gegenkraft bilden, die geleitet ist durch die Weisheit Gottes und die allen Menschen die Möglichkeit gibt, Gottes Willen mit dieser Welt zu erkennen und sich frei dafür zu entscheiden.

Denn nichts anderes steht in den heiligen Schriften aller Religionen.

Mit freundlichem Gruß, G.W.