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Samstag, 30.10.2010

Sachsen: 19-Jähriger Iraker Kamal K. (19) brutal ermordet – Mutmaßlich gefasster Täter ist wegen rechtsradikal-motivierten Tat vorbestraft

ZMD ruft zur Solidarität mit der Familie des Leipziger Mordopfers auf und appelliert: „Zügig und lückenlos über die Hindergründe des Mordes die Öffentlichkeit aufzuklären“

Innerhalb von zwei Jahren wurde in Sachsen zum zweiten Mal ein ausländischer Bürger brutal ermordet. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist in der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag ein 19-jähriger Iraker Kamal K. (19) von zwei Angreifern niedergestochen worden, als er einem Überfallopfer zu Hilfe kam. Er erlag kurz darauf im Krankenhaus seinen Verletzungen. Einer der mutmaßlichen Täter Daniel K. (28), die von der Freundin des Opfers identifiziert und von der Polizei gefasst wurden, ist wegen einer rechtsradikal-motivierten Straftat vorbestraft und er hatte in der Tatnacht einen Pullover mit der Inschrift „Kick off Antifascism“ an. Der andere Markus E. (32, ebenfalls vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung und Vergewaltigung, ist erst vor zwei Wochen aus der Haft entlassen worden. Der Verdacht, es könne sich bei diesem Mord erneut um eine rassistisch motivierten Mord - nach dem Mord an Marwa El-Sherbiny vor knapp einem Jahr in Dresden - drängt sich auf.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland rief heute in Köln in einer ersten Stellungnahme zur Solidarität mit dem Opfer und der Familie auf und an der Beerdigungsfeier in Leipzig diesen Montag (13.45 Uhr/Nordfriedhof) teilzunehmen; „Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt der Familie des Opfers “,sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek und appelliert zugleich an Polizei und Justiz, „zügig und lückenlos über die Hindergründe des Mordes die Öffentlichkeit aufzuklären“.

Nach Recherchen der «Aachener Nachrichten» war der gebürtige Leipziger Daniel über Jahre in der rechten Szene im Raum Aachen und Mönchengladbach aktiv, bevor er aufgrund bon Verurteilungen eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Waldheim absitzen musste. Als er noch Mitglied der Neonazi-Gruppierung «Kameradschaft Aachener Land» (KAL) war, nahm er an rechten Aufmärschen teil. 2003 marschierte der damals 21-jährige Daniel K. etwa mit Neonazis durch Mönchengladbach und nahm in Aachen an einer Kundgebung der NPD teil.

2008 stand K. mit anderen, teilweise sehr bekannten Neonazis auf einer Liste von inhaftierten «Kameraden». Neonazi-Gruppen riefen dazu auf, ihnen Briefe «zu schreiben, um ihnen wenigstens einen kleinen Lichtblick im grauen Knastalltag zu spenden.» Im Mai 2010 wurde K. aus der Haft entlassen.