Mittwoch, 08.08.2001
Welch eine Argumentation!
So erzieht Schule nicht zur Toleranz, sondern zur Konfliktvermeidung durch Anpassung. Die Kinder lernen also, dass friedliches Miteinander und besonders Religionsfriede nur um den Preis der Gleichmacherei möglich ist. Und wenn denn Anstoß genommen würde: was zu lernen wäre, ist doch gerade, Unterschiede auszuhalten, wie sie nun einmal in der Welt natürlicherweise vorkommen.
Was wäre, wenn der Religionsfriede in der Schule dadurch gestört würde, dass Muslime sich durch ein Kreuz am Hals des Lehrers provoziert fühlten? Man würde ihnen sicher vorwerfen, intolerant zu sein. Und wie sollen sich die Kinder gegenüber Kopftuchtragenen Mitschülerinnen verhalten, wenn es doch vor ihren Augen völlig legal ist, dessen Tragen in der Schule zu verbieten?
Allein die Vermutung einer "hinreichenden Wahrscheinlichkeit" von Konflikten (als sei Mord und Totschlag zu befürchten!) genügt, das Grundrecht auf Religionsfreiheit für eine ganze Gruppe von Muslimen außer Kraft zu setzen. Und das angesichts der positiven Erfahrung aus anderen Bundesländern! Hier interessieren keine Fakten, sondern regieren Ängste, vor denen auch Richter wohl nicht gefeit sind.
Lydia Schulz
Dr. S.Ibrahim Rüschoff, Lübbecke