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Mittwoch, 13.10.2010
Studie: Islamfeindlichkeit in Deutschland steigt – Giftige Saat scheint aufzugehen
Ein Riss geht durch die Gesellschaft und Teile der politischen Klasse versagt. Brandanschläge auf Moscheen. "Thema Deutschlandfeindlichkeit stark übertrieben"
Die Islamfeindlichkeit in Deutschland hat deutlich zugenommen. Das geht aus einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor, wie das ARD-Politikmagazin Report Mainz am Montag berichtete. Der Leiter der Studie, Oliver Decker, sagte dem Magazin, festzustellen sei eine „sehr deutliche Zunahme von bisher 34 Prozent auf über die Hälfte der Bevölkerung, die islamfeindlichen Aussagen zustimmt“. Einer Umfrage von Infratest-dimap stimmen 37 Prozent der befragten der Aussage zu, „ein Deutschland ohne Islam wäre besser“.
Auswirkungen dieser steigenden Islamfeindlichkeit bekommen die Muslime hierzulande schon seit geraumer Zeit zu spüren. Hass und Missbilligung schlägt ihnen entgegen, die giftige Saat von jahrelangem Islam-Bashing, selbsternannter Islamexperten, Hassprediger und Islamkritiker scheint aufgegangen zu sein. Nicht zuletzt das ständige Angstschüren von der angeblichen Islamisierung beschert insbesondere Rechtspopulisten einen regelrechten Run auf ihre Islamhassseiten im Internet oder auf ihre demagogischen Bücher. Die Reaktionen der politischen Klasse sind bescheiden, bisweilen sogar beschämend (siehe Horst Seehofer), und man versucht in Teilen sogar in diesem schmutzigen Kanon „mitzusingen“. Dabei zeigt man selbst kaum noch Respekt vor der Institution eines deutschen Bundespräsidenten - all dies verstärkt den Trend.
In Folge nehmen Alltags-Diskriminierungen bei Arbeits- oder Wohnungssuche zu und nicht selten sind Moscheen Opfer von Attentaten, wie zuletzt die Sehitlik-Moschee in Berlin, wo alleine innerhalb eines Monats „Unbekannte“ dreimal Brandsätze auf das Gotteshaus warfen. Die Öffentlichkeit nimmt dennoch diese gefährliche Entwicklung nur noch als Randnotiz war. Die Emphatie-Werte gegenüber den Muslimen liegen im Gefrierbereich und es werden neue Wurfgeschosse entwickelt, um von dieser Tatsache abzulenken.
Gestern mahnte zurecht der Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Dr. Braun, bei einer Tagung der GHORFA zum 2. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsgipfel in Deutschland, für Deutschland mehr Willkommenskultur. Verstärkt machen kluge Köpfe und Wirtschaftskapitäne um Deutschland mittlerweile einen Bogen.
Unterdessen erklärte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, am Dienstag der Frankfurter Rundschau: „Das mit der Deutschenfeindlichkeit wird stark übertrieben“. Aus den KFN-Befragungen von mehr als 40.000 Viert- und Neuntklässlern aus den Jahren 2007 bis 2009 gehe hervor, dass grundsätzlich Minderheiten gemobbt werden. Je mehr Deutsche in der Klasse sind, desto größer sei die Gefahr für Kinder aus Zuwandererfamilien, schlecht behandelt zu werden. Umgekehrt ist es allerdings genauso: Tatsächlich steige mit dem Migrantenanteil das Risiko für deutsche Jugendliche, Opfer von Gewalt oder Mobbing zu werden. „Sind mehr als zwei von drei Schülern aus Zuwandererfamilien, wurden 12 Prozent der deutschen Schüler im vergangenen Halbjahr gemobbt“, so Pfeiffer. Ist weniger als ein Drittel Migranten in der Klasse, würden nur neun Prozent der Deutschen behelligt. Die Daten mache deutlich, dass Mobbing Alltag an deutschen Schulen ist.