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Mittwoch, 10.02.2010
Mit der Burka-Diskussion die Wahrheit verschleiern?
Phantomdebatten in Dänemark, Frankreich und Deutschland
Kaum ein Muslim würde heute die Burka religiös zu rechtfertigen versuchen. In Dänemark gibt es dazu eine empirische Untersuchung über diesen Befund bei den Muslimen. Er ist seitens der Regierung klammheimlich- aber am Ende erfolglos - unter Verschluss gehalten worden. Damit versuchte man die o.g. muslimische Selbstverständlichkeit einer breiten Öffentlichkeit unzugänglich zu machen. Warum? Etwa, weil die Burka sich hervorragend als Abgrenzungssymbol eignet – ein Schelm, der dabei Böses denkt.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat vor einem Verbot von Ganzkörperverschleierungen in Frankreich oder Deutschland gewarnt. «Wir brauchen keine Verbotskultur, wir brauchen eine Kultur der Anerkennung und des Herausarbeitens von Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum“. Es geht also gar nicht um die Burka, sondern um die Befindlichkeit dieser Gesellschaft, für was sie steht oder für was sie nicht steht. Die Muslime dürfen nur einmal mehr ihren Kopf/Kopftuch/Burka dafür herhalten.
Frankreich erlebt eine ähnliche Gespensterdebatte um die Burka. Und in Deutschland und in der Schweiz sagen nicht nur rechte Kreise ein angeblichen Drang bei Muslimen voraus, die Burka tragen zu müssen und malen so den Untergang des Abendlands an die Wand. Rechte Kreise schrecken sogar nicht davor zurück, Briefe im Namen angeblich glühenden Burka-Trägerinnen zu verfassen (Beispiele liegen dem ZMD vor), um künstlich das Thema am Leben zu erhalten.
Man fragt sich: Was ist los mit den Ländern der Aufklärung von Kant über Rousseau bis zu Lessing und Heine? Warum diskutieren in ehrwürdigen Hallen der Grand Nationale Abgeordnete ein so aberwitziges Thema und haben es nötig? Über künstliche Abgrenzungskriterien ist noch nie Sinnstiftendes oder gar wertestiftend Identität zu Stande gekommen. Das wissen doch die Herren und Frauen Abgeordneten? Doch wie so oft ersetzt plumpe Populistik und Polemik eine tiefere Debatte über Werte und Identität unserer postmodernen europäischen Gesellschaften. Und am Ende gewinnt man auch noch so Wahlen. Das ist Realsatire und bitter zugleich.
Angeblich sollen diese Eskapaden unverzichtbar sein, weil man die Islamisierung Europas zurückdrängen muss? Wer´s glaubt wird selig. Nicht selten beschleicht einem das Gefühl, dass diese Herrschaften eher Angst haben auf liebgewordene Negativ-Stereotype und Vorurteile zukünftig verzichten zu müssen. Diese Wahrheit will man aber im wahrsten Sinne des Wortes hinter Burka einfach verbregen. Nicht nur Muslime sollten deshalb gegen diese Burka-Diskussion protestieren. Von HANY JUNG