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Donnerstag, 14.01.2010

Rassisten sind alle gleich - überall

Gutachten stuft Thilo Sarrazins Äußerungen als eindeutig rassistisch ein

Erst kürzlich wies Prof. Wolfgang Benz (wir berichteten) nach, dass der deutscher Historiker und Antisemit Heinrich von Treitschke (19.Jhd.) in seiner Überfremdungsangst Deutschland von Feinden umringt sah. Er warf den Juden allesamt vor mangelnde Bereitschaft zur Assimilation, und dadurch seien sie eine Bedrohung im Inneren. Wörtlich sagte er "eine Schar strebsamer, Hosen verkaufender Jünglinge, deren Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen beherrschen".

Theo Sarrazins Sprache ist frappierend ähnlich, er sagte zu Türken und Araber, sie seien “weder integrationswillig noch integrationsfähig”. Sie hätten “keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel” und produzierten “ständig neue kleine Kopftuchmädchen”.

Die Parallele ist also unübersehbar, wenn als taktische Waffe im angeblichen Kampf um die "Islamisierung Europas" heute das Wochenbett der muslimischen Frau beschworen wird, folgert der Antisemitismusforscher Benz.

Der Politikwissenschaftler Gideon Botsch vom Moses-Mendelssohn-Zentrum der Universität Potsdam hat Rassismus in Sarrazins Sprache eindeutig in seinem Gutachten nachgewiesen. Darin hat er Sarrazins Aussagen Wort für Wort untersucht. Botschs Urteil: „Die Einlassungen von Dr. Sarrazin sind eindeutig rassistisch." Das Gutachten hatten die Berliner SPD-Verbände Spandau und Alt-Pankow in Auftrag gegeben, die bereits im vergangenen Jahr ein Parteiordnungsverfahren gegen Sarrazin angestrengt hatten.

Der damalige Berliner Antisemitismusstreit war vor allem eine Identitätsdebatte – die heutige Auseinandersetzung ist es auch. Dabei ist sie von einem immer offener ausgetragenem Rassismus geprägt. Man traut sich heute aus der Deckung, Teile der Eliten machen es vor. "Mut zur Intoleranz" hat mal einer dieser Protagonisten dazu gesagt: die Entmenschlichung unserer Gesellschaft ist also im vollem Gange.(Hany Jung)