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Dienstag, 05.01.2010

Evangelische Kirche Deutschland: Nein zu Afghanistan - Katholische Kirche zieht später nach

Scharfe Kritik von Bundeswehr und Bundesregierung - Westerwelle nimmt Bischöfin Käßmann dageben in Schutz

In ihrer Neujahrspredigt hatte die Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) Bischöfin Margot Käßmann ein mutigen Zeichen gesetzt und wörtlich gesagt: „Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen.“

Führende Politiker von Union wie SPD hatten Käßmann daraufhin wegen ihrer Äußerungen Amtsmissbrauch und Populismus vorgeworfen. Auch der Bundeswehrverband äußerte sein Unverständnis. Der Verbandsvorsitzende Ulrich Kirsch sagte, Käßmanns Nein zum Afghanistan-Einsatz schaffe nur neue Frustrationen für deutsche Soldaten.

Dagegen nahm Außenminister Guido Westerwelle (FDP) die EKD-Chefin gegen Kritik in Schutz: Käßmann wolle lediglich die zivile Komponente des Engagements in Afghanistan in den Vordergrund stellen. "Das entspricht genau auch meinem politischen Ansatz", sagte Westerwelle. "Die Debatte über die Afghanistan-Politik zu reduzieren auf Truppenstärken und militärische Strategien, das ist ein entscheidender Fehler, den wir nicht machen werden", sagte der Außenminister.Westerwelle erneuerte in dem Zusammenhang seinen Vorschlag, in den nächsten Jahren eine Abzugsperspektive für die deutschen Soldaten zu erarbeiten.

Unterdessen zog die Katholische Kirche mit der EKD dazu.
Nach katholischer Lehre seien dem Einsatz kriegerischer Handlungen enge Grenzen gesetzt, wie der Augsburger Bischof am Dienstag erklären ließ. Sie müssten entweder der Abwendung eines schweren Schadens für eine Nation oder die Völkergemeinschaft dienen, alle anderen Mittel müssten sich als unwirksam herausgestellt haben, und der Waffeneinsatz dürfte nicht größere Unordnung hervorrufen als das Übel, das damit bekämpft werde. Mixa zitierte Papst Johannes Paul II., der den kriegerischen Einsatz als „Niederlage der Menschheit“ bezeichnet hatte.