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Samstag, 28.11.2009

Weltweit ein 600-Milliarden-Dollar-Markt

Größte Lebensmittelfirma steigt in das Halal-Geschäft ein – Aldi und Lidl werden folgen, meinen Experten

Im Fastenmonat Ramadan führten in diesem Herbst rund 500 Läden für Immigranten in der Schweiz eine Aktion für Produkte aus Nestlé-Werken in Malaysia, Indonesien, Marokko. Das Spezielle an diesen Maggi-Würfeln und Nido-Getränken: Sie sind alle «halal» – erlaubt nach den islamischen Speisevorschriften, hergestellt, wie es der Koran vorschreibt: ohne Alkohol, Blut oder Schweinefleisch.
Wie kommt der Konzern aus Vevey dazu, eigens für die 230'000 Muslime in der Schweiz Lebensmittel zu importieren? Neben der Möglichkeit, die Nestlé-Marken bekannt zu machen, geht es um die internationale Dimension des Geschäfts, sagt Frits van Dijk, Generaldirektor für Asien, Ozeanien, Afrika und den Mittleren Osten. Allein in seinem «Reich» leben 1,5 Milliarden Muslime.

Weltweit ein 600-Milliarden-Dollar-Markt

Weltweit ist es ein 600-Milliarden-Dollar-Markt, jeder fünfte Erdenbürger ist Muslim. Allein die verarbeiteten Halal-Produkte machen in Europa 12 Milliarden Franken aus. Als globaler Marktführer setzte Nestlé 2008 damit bereits 5,5 Milliarden Franken um – 5 Prozent seines Umsatzes. Unilever gibt dazu keine Zahlen bekannt, von Danone traf bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ein.
Die Ware kommt auch aus Wangen bei Olten. Im Solothurner Dorf, landesweit bekannt wegen seines Minaretts, steht die Teigfabrik Leisi – und die liefert Blätterteig in Halal-Qualität an die Muslime der Welt. Leisi ist eines von weltweit 85 Werken von Nestlé, die Halal-zertifiziert sind. Im Fall von Leisi heisst das, dass der bekannte Fertig-Teig («Näi, Sie! Nämed Sie de Quick vom Leisi») statt mit Alkohol mit Kaliumsorbat konserviert wird – und deshalb etwas käsig riecht. Spezielle Maschinen braucht es dafür nicht. Und ob «halal» oder nicht: Von Zeit zu Zeit muss die Produktionslinie mit Alkohol gereinigt werden. Dieser verdampft nach einer Viertelstunde – und dann wird jeweils eine Fuhre Halal-Teig produziert.

Auch in Deutschland wächst die Zahl von Firmen, die Halal-Produkte anbieten. Nach eigenen Angaben der europäischen Prüf- und Zertifizierungsstelle Halalcontrol in Rüsselsheim gibt es bereits rund 400 Firmen. „Die Tendenz ist steigend. Der Markt wächst jedes Jahr um etwa 16 Prozent. Derzeit wird er auf zwischen 4 bis 5 Milliarden Euro geschätzt“, betont Mahmoud Tatari, der Halalcontrol 2001 mit gründete gegenüber www.igmg.de. Bei den Unternehmen wachse das Interesse, auch Produkte speziell für Verbraucher islamischen Glaubens anzubieten. Allein in Deutschland gibt es etwa 3,5 Millionen Muslime, in Westeuropa sind es rund 20 Millionen.

Halalcontrol zertifiziert nach eigenen Angaben bereits Waren von Nestlé, Haribo, Langnese, Elbmilch, Pfanni, Grünland oder Ehrmann. Den «halal»-Stempel tragen aber auch Produkte von Bayer, BASF oder Merck. „Den Hauptanteil machen mit 90 Prozent Lebensmittel aus“, betont Tatari. Europaweit seien bereits mehr als 4000 halal-Produkte auf dem Markt. Auch der Einzelhandel entdeckt dieses Thema. So gebe es schon Anfragen von Deutschlands führendem Discounter Aldi.