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Mittwoch, 21.10.2009

Immer mehr Christen verlassen in der Finanzkrise die Kirche - 120 000 Austritte

Bis zu 10 Prozent weniger Einnahmen bei der Kirchensteuer

München - Der starke Anstieg der Kirchenaustritte im Jahr 2008 geht nach Auffassung des Münsteraner Religionssoziologen Detlef Pollack vor allem auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise zurück.

Robert Zollitsch, der Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz, hatte vor Wochen in der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda bekannt gegeben, die Zahl der Austritte habe von 93 000 im Jahr 2007 auf mehr als 120 000 im vergangenen Jahr zugenommen. Besonders stark war der Anstieg in Bayern, wo mehr als 33 500 Katholiken nicht mehr Kirchenmitglied sein wollten.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der Austritte damit wieder auf die zu Beginn des Jahrtausends registrierten Werte eingependelt hat. In der ersten Hälfte der 90er Jahre waren die Zahlen sogar noch dramatischer: 1991 liefen der Kirche rund 168 000 Katholiken davon, ein Jahr später waren es sogar 192 700 - der bisherige Höchstwert. Nur zwischen 2005 und 2007 hatten die Austrittszahlen unter 100 000 gelegen - eine Sonderentwicklung, die manche Beobachter damals mit dem neu gewählten deutschen Papst Benedikt XVI. und einer Wiederentdeckung der Religion in Verbindung gebracht hatten.

Pollack erklärte, dass die Ausstiegsraten steigen, wenn die Belastung der Steuerzahler wächst. Das sei beim Konjunkturzuschlag in den 70er Jahren so gewesen und ganz besonders bei der Einführung des Solidaritätszuschlags 1992. Wer dann keinen Bezug mehr zu Glauben und Kirche habe, entscheide sich, die Kirchensteuer zu sparen. Deshalb kehrten auch häufig Besserverdiener, Städter und Männer der Kirche den Rücken, sagte der Religionssoziologe - sie sparten durch den Austritt besonders viel Kirchensteuer.

Zollitsch rechnet nun mit einem deutlichen Rückgang den Kirchensteuer-Einnahmen. "Wir stellen uns darauf ein, dass bei steigender Arbeitslosigkeit wir bis zu zehn Prozent weniger Einnahmen haben werden", sagte er. Im ersten Halbjahr 2009 liege der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen allerdings bei bislang nur zwei Prozent. Bei Einsparungen solle die Kirche möglichst wenige Arbeitsplätze abbauen, sagte der Erzbischof. "Wir wollen nicht nur von anderen fordern, Arbeitsplätze zu halten", erklärte er. Stattdessen solle versucht werden, Einsparungen auf anderem Weg zu erreichen. (Quelle:SüddeutscheZeitung/Drobinski)