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Samstag, 15.08.2009

Elwi Okaz bedankt sich für die hunderten Genesungs- und Kondolenzschreiben und bittet die Muslime weiter um Dua für sein Kind und seine ganze Familie

Rolle des Polizisten bisher ungeklärt – Anklage bald - Okaz will kämpfen trotz schwerer Verletzung – Zentralrat beklagt weiterhin das Fehlen eindeutiger Sanktionspolitik mit konkreten Maßnahmen gegen Islamfeindlichkeit

Ahmad Asslaoui (Vorstandsmitglied der islamischen Gemeinde in Dresden) und Aiman Mazyek haben gestern zusammen Elwi Ali Okaz in der Reha-Klinik besucht.

Sie überreichten hunderte Genesungs- und Kondolenzschreiben unserer Leser dem Witwer der getöteten Marwa El-Sherbini. Elwi Okaz und sein Vater, der weiterhin bei seinem Sohn weilt, zeigten sich sichtlich gerührt von dieser Flut an Briefen. Elwi Okaz bedankte sich bei allen unseren Lesern, die in diesen schweren Stunden sich solidarisch und mit Gebeten für seine Familie und ihn eingesetzt haben.

Er versicherte, dass er weiter kämpfen will. Er bat ausdrücklich, die muslimische Gemeinde in Deutschland weiter für sein Kind, seine Familie und ihn Dua und Bittgebet zu sprechen. Okaz will sich zunächst auf seine Genesung konzentrieren und vorerst nicht selbst öffentlich äußern.


Die Staatsanwaltschaft hat auch gegen den Polizisten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet

Er wird derzeit in einer Reha-Klinik bei Dresden behandelt, weil die durch den Polizisten hervorgerufene Beinverletzung weitere Wochen intensiver Rehamaßnahmen verlangen.
Möglichweise hat der Polizist beim Hereinstürzen in den Gerichtssaal Okaz versehentlich als Täter gehalten und dann geschossen. Inwieweit er möglicherweise eine Rettung Marwas dadurch verhinderte, wird sich bald durch den von der Staatsanwaltschaft rekonstruierten Tathergang zeigen. Die Staatsanwaltschaft hat auch gegen den Polizisten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bisher hat sich der Polizist gegenüber Okaz oder der Familie nicht geäußert oder seine Tat öffentlich bedauert.
Sachsens Polizeipräsident Bernd Merbitz habe allerdings bei einem Vier-Augen-Gespräch gegenüber Aiman Mazyek gestern versichert, dass „akribisch und schnell“ ermittelt wurde.

Okaz wird zudem voraussichtlich auch als Nebenkläger im Prozess gegen Alex W. auftreten. In Dresden rechnet man unterdessen mit einem raschen Beginn des Prozesses gegen den 28-jährigen Alex W., der die schwangere Marwa El-Sherbini zunächst beschimpft und islamfeindlich beleidigt hatte und sie schließlich vor den Augen ihres Mannes und ihres dreijährigen Sohnes im Gerichtssaal umbrachte.

Endlich konkrete Programme gegen Islamfeindlichkeit, damit so etwas nie wieder passiert

Erneut haben die Muslime der Politik eine Verdrängung des Rassismusproblems vorgeworfen. Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, forderte "ganz konkrete Schritte". Dazu gehöre, dass die demokratischen Parteien das Problem rassistischer Tendenzen in Deutschland erkennen und dagegen vorgingen.
Er verwies erneut auf die spärlichen Reaktionen in der Öffentlichkeit nach dem rassistischen Mord an Marwa und die mangelnde Solidarität mit dem Opfer. „Ein eindeutige Sanktionspolitik mit konkreten Maßnahmen, wie man den Rassismus, speziell die Islamophobie bekämpfen will, fehlt bisher“, sagte Mazyek auf einer Pressekonferenz in Dresden.

Es könne nicht sein, dass etwa die CDU erst reagiere, wenn ein eigenes Mitglied mit afrikanischem Aussehen von NPD-Angriffen betroffen sei und nun wegen der rechten Hetze unter Polizeischutz gestellt wird. „Das sei bereits zu spät“, warnte Mazyek weiter. Er habe zudem beobachten müssen, wie die rechtsextreme Partei zu ihrem Wahlkampfauftakt in Thüringen "Pseudomahnwachen" vor Moscheen abhielt und so eine ganze Volksgruppe stigmatisierte.

Der Sprecher des Dresdner Ausländerrats Nabil Yacoub erinnerte ebenfalls an die Pflicht und Herausforderung vor der Stadt Dresden mit ihrer Oberbürgermeisterin an der Spitze steht, endlich konkrete Programme zu entwickeln, wie man in Zukunft in der Touristenstadt an der Elbe, die in einem großen Umfang auch von ausländischen Investitionen lebt, Vorsorge trifft, damit keine weiteren rassistischen Überfälle geschehen.




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