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Mittwoch, 05.08.2009

Schalke-Hymne: Lachen wir mit dem Propheten

Ein Stück deutsche Heimatgeschichte offenbart sich plötzlich - Die Posse auf Schalke hat aber einen ernsten Hintergrund, weil den Muslimen nach Dresden nicht so zum Lachen zumute ist

Das Liedgut ist weder Blasphemie und noch stellt es eine Verhöhnung des Propheten dar.
Der ernste Hintergrund ist noch durch die schrecklichen Ereignisse in Dresden präsent: Viele Muslime sind seit dem
Mord an der Muslima Marwa El-Scherbini verunsichert und bei einigen liegen die Nerven etwas blank. Heißsporne haben dadurch einfaches Spiel und instrumentalisieren die Geschichte. Nach dem Motto: Man respektiert uns nicht, wir werden hierzulande stets wie Aussätzige behandelt,und da kommt die Hymne im verkehrten Licht betrachtet einigen gerade recht. Diese Vorgehensweise wird weder dem Opfer in Dresden gerecht, noch der Sommerposse auf Schalke.

Wir sollen unseren Humor bei all dem nicht verlieren: Eine Fußballhymne, die auch aus muslimischer Sicht nichts Falsches widergibt: Sie erwähnt den muslimischen Propheten, und dass er vom Fußball nichts verstehen konnte, liegt in der Natur der Sache. Er lebte nämlich lange vor der Erfindung des Fußballs. Der Prophet hätte darüber wahrscheinlich zustimmend gelacht.

Dennoch sollte die Schalker Führung das Gespräch mit den Muslimen suchen, nicht zuletzt im eigenen Interesse und im Interesse ihrer türkischen Fans und aktiven Spielern, der vielen Mohammads sozusagen. Auf Schalke wird seit Jahren erfolgreich Integrationsarbeit geleistet. Schalkes Führung kann also auf die Irritation, die sich nicht zuletzt durch manch schiefe Berichterstattung in den Medien und durch die Polemik einiger muslimischer Blogger ergeben hat, selbstbewusst eingehen.

Salim Abdullah, Leiter des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland in Soest, selber begeisterter Schalkefan, hat das Lied der Blau-Weißen oft gesungen: „Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht, doch aus all der schönen Farbenpracht, hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.” Für Abdullah kein Grund zur Aufregung - im Gegenteil: „Mir geht das Herz auf, wenn ich höre, wie der Prophet aus 30 000 Kehlen gelobt wird.”, sagte er heute in einer Zeitung.

Ein Stück deutsche Heimatgeschichte offenbart sich plötzlich

Die Schalke-Hymne geht übrigens nach Angaben des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg auf das Jägerlied "Lob der grünen Farbe" zurück, das Ludwig Karl Eberhard Heinrich von Wildungen bereits 1797 geschrieben hat. Da heißt es in der vierten und fünften Strophe: "Mahomed ist mein Patron! / Aechte Schönheit kannt' er schon; / Er, dem aus der Farbenschaar / Nur die grüne heilig war. // Leben soll er, Herr Prophet, / Der auf Farben sich versteht! ..."
"In dem Lied wird alles Grüne gelobt, auch der heilige Prophet Mohammed, dessen Farbe Grün ist", erläutert Barbara Boock vom Deutschen Volksliedarchiv. Wildungens Lied sei bis heute sehr beliebt und wurde über die Jahre hinweg immer wieder umgetextet, auch von vielen Schützen- und Fußballvereinen, darunter Schalke 1963. Ein Fußballverein singt heute übrigens noch die (richtige) Originalstrophe, der SV DJK Unterspiesheim e. V. (http://www.djk-unterspiesheim.de/news/news14.htm).

Nach noch unbestätigten Meldungen gibt es noch einen weiteren Urtext, den die damaligen Macher der Schalke-Hymne möglicherweise in Betracht zogen und dann doch „etwas“ umgeschrieben haben:
Er heißt: „Allah ist Einer / Sonst ist da Keiner / Mohammed war sein Prophet / Der von Fußball nichts versteht / Doch aus all der schönen Farbenpracht / Hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht“.

Doch das islamische Glaubensbekenntnis auf Schalke lauthals zu singen? Soweit wollte man nun doch nicht gehen. Also zog man die abgespeckte Version vor – auch gut. Zudem: Nach all der Aufregung haben wir auch etwas aus unserer deutschen Heimatgeschichte dazu gelernt, wonach der Islam selbst im 18. Jahrhundert doch gar nicht so eine unbekannte Religion gewesen sein konnte, wie oft scheinheilig behauptet wird.(AIMAN A. MAZYEK)