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Leserbriefe

Samstag, 20.06.2009



Johann Huber schrieb:
"Schutzschild gegen einseitige Sichtweisen, gegen Fundamentalismus"

In gelegentlichen Gesprächen mit Muslimen muss ich leider immer wieder feststellen, dass historische Gegebenheiten zur Zeit der Entstehung des Islam weitgehend unbekannt sind. Islamische Historiker wie Ibn Ishâq, Ibn Hischâm, Waqidi usw. kennt fast niemand. (Auch viele Christen wissen leider kaum etwas über die Situation der ersten christl. Gemeinden sowie über Einflüsse von Judentum oder hellenistischem Zeitgeist; all dies ist aber wichtig, um die Schriften des sog. Neuen Testaments angemessen verstehen zu können).
Den kultur-und religionsgeschichtlichen Kontext bei der Entstehung einer Religion zu kennen, ist meines Ermessens immens wichtig :
Neben dem besseren Verständnis des religiösen Gehalts kann diese Kenntnis auch ein Schutzschild gegen einseitige Sichtweisen, gegen Fundamentalismus sein - und dadurch das Zusammenleben von Anhängern verschiedener Religionen und Weltanschauungen verbessern.

Um Hilfestellung diesbezüglich zu leisten, möchte ich zuerst auf den "Klassiker" namens *"Mohammed und der Koran"* des Tübinger Orientalisten *Rudi Paret *(1901 - 1983) hinweisen, von dem auch eine sehr exakte (wenn auch schwer lesbare) Koranübersetzung ins Deutsche stammt.
Dieses Buch (oder Büchlein, es hat nur ca. 180 Seiten) bietet u.a. einen guten Einblick in die arabische Kultur des 7. Jahrhundert. Paret bringt zudem eine Biographie des Propheten Mohammed (incl. Berufungserlebnis und Offenbarungen), berichtet über die Auseinandersetzungen der wachsenden muslimischen Gemeinde mit diversen Beduinenstämmen und mit den 3 jüdischen Stämmen in Medina. Er schildert natürlich auch die Kämpfe gegen die Mekkaner bis hin zum siegreichen Einzug des Propheten in seiner Vaterstadt Mekka.
Dabei zitiert Paret immer wieder verschiedene arabisch-muslimische Historiker wie die oben erwähnten. Der früheste von ihnen war Ibn Ishâq (ca. 704 - 767 oder 768 nach christl. Zeitrechnung), welcher die Menschheitsgeschichte von der Weltschöpfung bis in seine eigene Gegenwart beschreibt. Unter dem Titel "as-sîra an-nabawiyya" findet sich eine umfassende Prophetenbiographie, welche Gernot Rotter ins Deutsche übersetzt und stark gekürzt herausgegeben hat (mit Kurzbiographien von Abu Bâkr, Â'ischa, 'Omar, 'Ali und anderen im Anhang). Dieses Buch von *Gernot Rotter ("Das Leben des Propheten") *ist also das zweite, welche ich empfehlen möchte. Wenn ich mich nicht irre, haben Sie es ohnehin in Ihrer Literaturliste.