Grundsatzrede Obamas: Neuanfang mit der islamischen Welt
In seiner Kairoer Rede hat US-Präsident Barack Obama einen Neuanfang mit der islamischen Welt beschworen. Zentralrat: "Balsam für die verletzten Seelen der Muslime"
US-Präsident Barack Obama hat deutlich für einen Neuanfang mit der islamischen Welt geworben. Dabei ließ er auch kritische Punkte nicht aus. So gehörten der Nahostkonflikt und Vorurteile auf beiden Seiten zu den zentralen Hindernissen für ein besseres Verhältnis zwischen den USA und der islamischen Welt, so Obama in einer von zahlreichen Fernsehsendern übertragenen Grundsatzrede am Donnerstag in der Universität von Kairo vor 2500 geladenen Gästen. Auch der Kolonialismus hätte die Spannungen zwischen dem Westen auch in jüngerer Zeit genährt.
Der US-Präsident, der Zitate aus dem Koran, der Bibel und dem Talmud in seine Rede einfließen ließ, rief die Muslime auf, sich mit den USA gegen die Extremisten des Terrornetzwerks El Kaida zu verbünden.
Der US-Präsident betonte die Rechte der Palästinenser und forderte erneut einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus. Obama übte auch Selbstkritik und verwies auf den Irakkrieg, der demonstriert habe, dass die USA verstärkt auf Diplomatie und internationale Gemeinsamkeiten setzen müssten.
Obama erinnerte an das Elend in den palästinensischen Flüchtlingslagern und die "täglichen Erniedrigungen", unter denen die Palästinenser in den besetzten Gebieten litten. "Es gibt keinen Zweifel: die Lage der Palästinenser ist nicht hinnehmbar." Er setzte sich erneut für einen Zwei-Staaten-Lösung ein.
Positive Reaktionen
In der arabischen Welt wurde die Rede durchweg positiv aufgenommen. "Wir danken Obama für diese historische Friedensbotschaft", sagte der Mufti von Syrien, Scheich Ahmed Badreddin Hassun. Der syrische Politologe Sami Mobeid erklärte: "Diese Rede stellt einen Paradigmenwechsel in der amerikanischen Politik dar." Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sprach von einer neuen Vision Obamas für die Beziehungen zu den islamischen Ländern und für die Palästinenserfrage.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland nahm die Rede ebenfalls positiv auf. "Endlich ein Präsident, der den richtigen Ton trifft. Diese Rede war Balsam für die verletzten Seelen der Muslime", sagte Generalsekretär Aiman A. Mazyek. "Den Kolonialismus, die Kriege, die geführt wurden, das Gefühl, wie Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden, all das hat Obama angesprochen."
Seine mit Koran-Zitaten gespickte Rede sei eine "Anti-Hass-Predigt" gewesen, die USA hätten damit moralische Autorität zurückgewonnen. "Ab heute müssen die Extremisten wirklich fürchten, dass ihre Ideologie des Hasses am Ende ist. Es war der entscheidende Schlag gegen al-Qaida."