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Leserbriefe

Samstag, 18.04.2009



Carsten Kruse(Lokalredaktion Gera der OTZ/TLZ) schrieb:
Kreuzzüge gestern und heute

Herr Thriemers Ausführungen zu den Kreuzzügen sollen nicht unwidersprochen bleiben, da aus meiner Sicht hier eine – für einen Pfarrer durchaus legitimen – Verteidigung der Kirche mit Unterstellungen erfolgt.
Zunächst waren es im Grunde doch machtpolitische Erwägungen, die den Ausschlag gaben vor einem „Widerstand gegen das Vorrücken des Islam“. Denn zur Zeit des ersten Kreuzzuges konnten Christen z.B. weitgehend ungestört durch die (muslimischen) Seldschuken in die Heilige Stadt pilgern. Die Kreuzfahrer dagegen richteten bei der „Befreiung“ Jerusalems im Jahre 1099 ein Blutbad ungeachtet der Religionszugehörigkeit unter der verbleibenden Bevölkerung an!
Im vierten Kreuzzug gar wurde (das christliche) Konstantinopel durch die Horden der Kreuzfahrer geplündert, wobei sich Greueltaten sondergleichen abspielten.

Aber zurück zum Widerstand gegen das „Vorrücken des Islam“ und dem Brückenschlag in die Gegenwart: Herr Thriemer fragt, als kraft Berufsausbildung guter Rhetoriker, im besten Konjunktiv und somit ganz unschuldig, ob man denn nicht „zum Gegenschlag ausholen“ dürfte, wenn „radikalislamische Staaten Südeuropa mit Eroberungskriegen überzögen“. Man fasst es nicht: US-Präsident Obama streckt dem Iran zum persischen Neujahrsfest die Hand entgegen und hier wird von der Gefahr „radikalislamischer Eroberungskriege“ und der dann notwendigen „Gegenwehr“ halluziniert!
Das moderne Europa ist übrigens zum Glück auch geprägt vom Geist des Humanismus und der Aufklärung: Einer Haltung, die Kreuzzüge ablehnt.