Donnerstag, 12.03.2009
Es ist erschreckend, wie sehr doch vermeintlich gebildete Menschen in dasselbe Horn blasen wie seinerzeit die Nationalsozialisten. Auch ich als konvertierte Deutsche spüre den Hass gegen den Islam deutlich.
Zum einen habe ich meine Arbeit verloren, weil mein damaliger Chef ebenso wie verschiedene Mitarbeiter anti-islamisch eingestellt waren. Zum anderen tue ich mich schwer, eine neue Stelle zu finden.
Ich gehe sogar ohne Kopftuch zum Vorstellungsgespräch, d.h. rechtzeitig vor Ankunft bei meinem Vorstellungsgespräch lege ich das Kopftuch ab.
Hilft aber wenig, wenn ich ansonsten immer mit gesehen werde.
Zudem wohne ich in einer relativ kleinen Stadt, wo ich als ehemalige Springerin einer Bäckereikette bekannt bin. Und dann die Reaktion, wenn ich irgendein Geschäft betrete oder beim Arzt, im Bus - egal wo - schließlich könnte ich ja eine Bombe in meiner Tasche haben.
2004 wurde ich sogar direkt darauf angesprochen, ob mein Mann etwas mit den Anschlägen in Madrid zu hätte - nur weil wir in Spanien geheiratet haben. Und man unterstellte mir, ich hätte eine Bombe im Fahrradkorb und wollte mir den Durchgang durch das Nachbargeschäft verweigern. Zu meinem Mann sagten mehrere Kollegen Pakistanis, seien alles Terroristen. Da kann man nur den Kopf schütteln.
Denn ich darf schließlich trotz meiner Erfahrungen auch nicht sagen, Deutsche seien alle Alkoholiker und Kinderschänder.
Ich versuche, meine Religion zu verteidigen, aber das sind nur kleine Gespräche, die wahrscheinlich belächelt werden - frei nach dem Motto: "Schwätz du nur". Früher hat man die Juden angegriffen und heute den Islam, die Deutschen finden für ihre Unzulänglichkeiten immer ein Opfer. Man lässt seine Meinung durch andere bilden, statt selber fundiert nachzufragen. Blätter wie die Bildzeitung sind einfach geschrieben, da braucht man nicht nachzudenken. Und gute Redner und Schreiber reissen einfache Gemüter schnell mit.
Ich hoffe, dass es sich hier bald etwas ändert.