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Mittwoch, 11.03.2009
Schäuble: „Der Staat will, dass Muslime hier heimisch werden.“
Bundesinnenminister unterstreicht Bedeutung des christlich-islamischen Dialogs und macht sich für den Ausbau einer islamisch-theologischen Fakultät stark
Stuttgart (ars). Dem christlich-islamischen Dialog kommt nach Ansicht von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble aus staatlicher Sicht große Bedeutung zu, auch wenn der religiös-weltanschaulich neutrale Staat selbst kein Akteur dieses Dialogs sei. „Es ist auch für den Staat relevant, was hier passiert“, sagte Schäuble bei dem vom Bundesministerium des Innern geförderten Kongress „Theologisches Forum Christentum – Islam“, auf dem über 120 christliche und islamische Theologen aus zwölf Ländern Grundfragen der Auslegung von Bibel und Koran diskutierten.
Nach Auffassung des Ministers ist das Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland immer noch für viele ungewohnt. Dem Islam werde mit Unsicherheit und Misstrauen begegnet. „Zu selten wird beim ‚Islam’ an positive Werte gedacht wie Friedfertigkeit, mit denen die Muslime einen Beitrag zum Gemeinwesen leisten können“, erklärte Schäuble. Der christlich-islamische Dialog könne das einseitige Bild des Islams korrigieren, indem er auch islaminterne Debatten öffentlich mache. Im Dialog könnten zudem über Erwartungen der Aufnahmegesellschaft gesprochen werden.
Für den Aufbau einer islamisch-theologischen Fakultät
Schäuble sprach sich in diesem Zusammenhang erstmals öffentlich für den Aufbau einer islamisch-theologischen Fakultät aus. Eine solche Fakultät, an der Imame, Theologen und Religionslehrer ausgebildet werden könnten, wäre ein Schlüssel zur Integration der Muslime. Sie würde zur Fortentwicklung muslimischer Theologie in deutscher Sprache beitragen. Trotz der Länderzuständigkeit stellte der Bundesinnenminister auch eine finanzielle Unterstützung des Bundes für eine solche Fakultät in Aussicht.
Abdullah Takim, Professor für islamische Religion an der Universität Frankfurt und Mitbegründer des Forums, bezeichnete den Islam in seiner Replik auf die Rede Schäubles als „sehr anpassungsfähige Religion“. Entscheidend sei, dass sich die Muslime in Deutschland nicht in erster Linie politisch, sondern auch wissenschaftlich-theologisch artikulieren. Das „Theologische Forum Christentum – Islam“ habe sich zu einem Raum entwickelt, in dem Dialog auf Augenhöhe möglich sei. Enes Karic von der islamisch-theologischen Fakultät in Sarajevo und früherer bosnischer Erziehungsminister hob die jahrhundertelange Koexistenz des bosnischen Islams mit anderen Religionen hervor, die ihn als „europäischen Islam“ bis heute prägten.
Akademiereferent Hansjörg Schmid, der dem Minister für die Förderung des Projekts „Theologischen Forums Christentum – Islam“ seit dem Jahr 2003 dankte, hob hervor, dass noch vor zehn Jahren eine derartige Tagung in Deutschland noch unvorstellbar gewesen sei. Die Sprachfähigkeit der Muslime und die Sensibilität der Mehrheitsgesellschaft seien damals „noch eine andere“ gewesen. (ars/kwh)