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Leserbriefe

Freitag, 12.09.2008



Andreas Briese schrieb:
"Anti-Terror-Gesetze, die sich im Ergebnis gegen eine bestimmte Religion richten"

Es ist schon erstaunlich, wie es unseren (insbesondere westlichen) Regierungen gelungen ist, uns derart in panische Angst zu versetzen, daß wir unsägliche Anti-Terror-Gesetze unterstützen, die allem Anschein nach darauf zielen Angehörige eine bestimmten Religion unter Generalverdacht der Unterstützung des Terrorismus zu stellen. Natürlich läßt sich nicht leugnen, daß der eine oder andere Moslem eine gewisse Sympathie für extremistische Ansichten hat.
Aber selbst dann ist noch nicht zwingend ein Unterstützer des Terrorismus. Immerhin stehen die Führer des Terrorismus (egal, ob sie sich einen religiösen oder einen sozialen oder sonstigen Deckmantel überziehen) des westlichen Politikern was die Rhetorik angeht in nichts nach.
Und da kann es schon mal passieren, daß der eine oder andere in deren Fänge gerät, so wie die Bevölkerungen der USA, Großbritanniens oder auch Deutschlands (um nur einige zu nennen) in die Fänge ihrer Regierungen geraten sind.

Letzlich müssen die deutschen Nicht-Muslime erkennen, daß ein Moslem, der in die Fänge von Extremisten geraten ist, noch lange kein Terrorist sein muß. Und erst recht müssen wir lernen und verstehen, daß nicht jeder Moslem Sympathie für Terrorismus hat oder gar einen islamischen Gottesstaat anstrebt.
Umgekehrt müssen aber auch Muslime erkennen, daß nicht jeder Deutsche, der sich von der Regierung so verrückt machen lassen hat, daß er hinter jedem Moslem einen Terroristen vermutet, grundsätzlich ein Feind des Islam ist und alle Muslime vernichten möchte.
Er ist eben nur der Propaganda der Mächtigen zum Opfer gefallen. Abgesehen davon gibt es auch eine ganze Reihe von Deutschen Nicht-Muslimen, die irgendwelche unsäglichen Anti-Terror-Gesetze ablehnen. Letzlich müssen alle halbwegs vernünftig denkenden Menschen, egal welcher Religion, versuchen, eine Basis gegenseitigen Vertrauens aufzubauen, um eben nicht denjenigen, die auf beiden Seiten Mißtrauen zu streuen suchen, in die Fänge zu geraten.
Das ist natürlich keine leichte Aufgabe, weil es die Wölfe in ihren Schafspelzen immer sehr gut verstehen, gerade Mißtrauen zu schüren. Und Argumente finden sich auf beiden Seiten zur Genüge. Und irgendwie sind die Argumente auch immer sehr gut nachzuvollziehen und in ihrer Einfachheit bestechend glaubwürdig.

Aber nur, wenn man sich ideologisch verblenden läßt und nicht auch versucht, das Denken und Handeln der jeweils anderen Seite zu verstehen. Am Ende stellt sich ohnehin die Frage: Ist das Handeln von Terroristen, egal welcher Religion sie angehören, tatsächlich religiös motiviert oder benutzen sie nur eine Religion (tendenziell die, in die sie hineingeboren wurden), um ihre persönlichen Machtambitionen zu legitimieren?
Mag sein, daß die Menschen, die am Ende tatsächlich die Bomben legen bzw. werfen, religiös motiviert sind. Aber die dürften wohl auch eher zu der Gruppe gehören, die, aus welchen Gründen auch immer, den Wölfen im Schaftpelz in die Fänge gegangen sind. Und irgendwann ist dann eben auch ein Punkt erreicht, an dem es (anscheinend) kein Zurück mehr gibt. Das gilt sowohl für selbsternannte Gotteskrieger als auch für Soldaten einer Armee. Ein schwieriges Thema.

Aber Anti-Terror-Gesetze, die sich im Ergebnis gegen eine bestimmte Religion richten (ob nun gewollt oder ungewollt) sind sicherlich nicht die Lösung. Es kann ja wohl nicht sein, daß jemand nur wegen einer religiösen Zugehörigkeit grundsätzlich als verdächtig gilt, bis es ihm gelungen ist, seine Unschuld zu beweisen (was letzlich nie wirklich möglich ist).
Ich kann ja nicht 1.000 Menschen einsperren, um hoffentlich einen echten Täter eingesperrt zu haben (Relation willkürlich).