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Donnerstag, 07.08.2008
100 Athleten mit Offenen Brief an Chinas Präsidenten – Uiguren und Tibetaner protestieren heute gemeinsam in Berlin
Über Olympia dürfen Menschenrechte und Religionsfreiheit nicht verhandelt werden. Scharfe Kritik der USA - Kritik auch an der Reise des amtierenden EU-Ratspräsidenten
Über 40 Olympia-Starter haben in einem Offenen Brief an Chinas Präsidenten Hu Jintao die Einhaltung der Menschenrechte sowie eine friedliche Lösung der Tibet-Frage und anderer Konflikte gefordert. Mehr als 100 Athleten unterstützen die im Internet unter www.sportsforpeace.de veröffentlichte Petition.
Olympiasieger wie Ruderin Kathrin Boron und Judoka Yvonne Bönisch oder Handball-Weltmeister Christian Schwarzer unterzeichneten ebenso wie Hürden-Weltrekordler Dayron Robles aus Kuba und Hochsprung-Weltmeisterin Blanka Vlasic aus Kroatien.
Heute wollen Menschenrechtsgruppen vor der chinesischen Botschaft in Berlin eine Petition mit rund 10.000 Unterschriften übergeben. Damit solle noch einmal ein deutliches Zeichen gegen die zunehmende Verfolgung von Volksgruppen und Glaubensgemeinschaften gesetzt werden, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker mit. Zu der Übergabe werden Repräsentanten der Tibeter, Uiguren und Mongolen sowie Falun-Gong-Anhänger erwartet.
Seit den Massenfestnahmen nach den Unruhen im März werden nach Angaben der Gesellschaft noch immer mehr als 1000 verhaftete Tibeter vermisst. Mehr als 1500 Uiguren seien in den vergangenen Wochen aus politischen Gründen festgenommen worden. Noch immer würden Falun-Gong-Anhänger Opfer von Folter und Mord. 3160 von ihnen seien in den vergangenen neun Jahren im Gewahrsam der Sicherheitskräfte eines gewaltsamen Todes gestorben.
Unmittelbar vor seinem China-Besuch hat US-Präsident George W. Bush scharfe Kritik an der Menschenrechtslage in dem Olympia-Gastgeberland geübt. Die USA seien "tief besorgt" über die Lage der Religionsfreiheit und der Menschenrechte in China, sagte Bush.
Die USA stünden "in klarer Opposition zu der Verhaftung von Dissidenten, Menschenrechtlern und religiösen Aktivisten", am Donnerstag bei einer Rede vor rund 500 Zuhörern in Thailands Hauptstadt Bangkok. Die Chinesen "verdienen grundlegende Freiheitsrechte, die das natürliche Recht aller Menschen sind".
Vor der Reise des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking erklärt der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Florian Toncar
Wenn Nicolas Sarkozy zur Eröffnungsfeier der Olympiade nach Peking reist, muss er klare Signale senden. Er reist als amtierender EU-Ratspräsident. Ganz Europa ist irritiert darüber, wie die Berichterstattung aus China während der Spiele eingeschränkt oder sogar zensiert werden soll. Das kann nicht ignoriert werden. Daher muss Sarkozy in Peking im Namen der gesamten EU das Thema Menschenrechte zur Sprache bringen. Die Informations-, Bewegungs- und Berichterstattungsfreiheit für ausländische Journalisten und Athleten ist nicht verhandelbar. Eine Teilnahme Sakozys an der Eröffnungsfeier, ohne dass er gleichzeitig auf die Einhaltung der ohnehin spärlichen, aber aus europäischer Sicht absolut unverzichtbaren Zusagen in Sachen Pressefreiheit beharrt, wäre deshalb ein völlig falsches Signal. Es wäre ein Zeichen der Gleichgültigkeit. Das muss vermieden werden.