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Donnerstag, 29.05.2008
15. Jahrestag des Solinger Brandanschlages
Innenminister Schäuble: Der Tag war eine Zäsur und habe "Bürgern vor Augen geführt, dass unser Zusammenleben ganz wesentlich auf Toleranz, Solidarität und Engagement für die gemeinsame Sache gründet, und das gilt für alle, unabhängig von Herkunft, Religion oder Staatszugehörigkeit
Zum 15. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen haben Politiker und Angehörige der fünf türkischen Frauen und Mädchen gedacht, die damals bei der Tat von Rechtsradikalen ums Leben kamen. Der Brandanschlag gilt als das furchtbarste ausländerfeindliche Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Inferno in dem Wohnhaus einer türkischen Großfamilie markierte 1993 den traurigen Höhepunkt einer Kette rechtsextremistischer Anschläge in Deutschland und empörte die Weltöffentlichkeit. Nach Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Hünxe und Mölln hatte die Welle rechter Gewalt auch die Industriestadt in Nordrhein-Westfalen erreicht. Vier junge Männer hatten das Feuer gelegt. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bezeichnete den 29. Mai 1993 als Zäsur: Der Tag habe vielen Menschen veranlasst, "sich für das Miteinander von Deutschen und Türken einzusetzen", sagte Schäuble laut Redetext bei der Feierstunde in Solingen.
Der Tag habe "Bürgern vor Augen geführt, dass unser Zusammenleben ganz wesentlich auf Toleranz, Solidarität und Engagement für die gemeinsame Sache gründet, und das gilt für alle, unabhängig von Herkunft, Religion oder Staatszugehörigkeit", betonte Schäuble. Der Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), würdigte laut Redetext, dass sich die Opferfamilie Genc trotz ihres großen Verlustes nicht von der deutschen Gesellschaft abgewandt habe und auf Versöhnung und nicht auf Hass bedacht sei. Auch Schäuble sprach von einem "beispielhaften Engagement" der Familie. Insbesondere die Mutter der türkischen Familie, Mevlüde Genc, die zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte bei dem Brand verloren hatte, setzte sich nach dem Anschlag immer wieder für ein friedliches Miteinander von Türken und Deutschen ein.
Diese Haltung der Familie Genc soll auch mit dem Genc-Preis gewürdigt werden, der am Montag erstmals von der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung vergeben wurde. Preisträger sind der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) und Kamil Kaplan, der bei der Brandkatastrophe von Ludwigshafen im Februar mehrere Angehörige verlor. "Beide stehen für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft und für eine Haltung der Versöhnung", würdigte Laschet die Preisträger. Weitere Ehrengäste der Feier waren der türkische Staatsminister Mustafa Said Yazicioglu uns Christina Rau, die Witwe des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau.