Artikel Mittwoch, 26.12.2007 |  Drucken

Jesus im Islam - Rasul Allah – der Gesandte Gottes

Zwischen Islam und Christentum gibt es zahlreiche Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. So kommt Jesus im Islam eine bedeutende Rolle zu. Aiman Mazyek sprach diesen Text als „Islamisches Wort“ zu Anfang des Monats im SWR, der Text wurde später leicht abgeändert in qantara.de veröffentlicht:

Eine der Kernaufgaben des interreligiösen Dialogs besteht darin, Unterschiede darzustellen und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Im christlich-islamischen Dialog ist das auf sehr eindruckvolle Weise an den Beispielen von Jesus und Maria möglich. Denn beide, der Prophet Jesus wie auch seine Mutter Maria, genießen ein ausgesprochen hohes Ansehen im Islam. So heißt es in der Sure 2, Vers 136:
"Wir glauben an ALLAH und an das, was uns herabgesandt wurde, und was Moses und Jesus gegeben wurde, und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist.Wir machen zwischen ihnen keinen Unterschied, und IHM sind
wir ergeben."

Nach Maria ist ein ganzer Koranabschnitt – eine Sure – benannt. Der Prophet Muhammad sagt zu ihr: "Von den Frauen erreichte keine eine Vollkommenheit wie Maria." Nach islamischem Verständnis ist Marias Schwangerschaft ein Zeichen Gottes. Erschrocken wendet sich Maria in Sure 3 Vers 45 an ihren Schöpfer und spricht: "Mein Herr, soll mir ein Sohn (geboren) werden, wo mich doch kein Mensch berührte?"

Und so wird Jesus auf wunderbare Weise geboren – mit dem Befehl Gottes, der auch den ersten Menschen Adam ohne irdischen Vater hervorgebracht hat. Im Koran lesen wir: "Wahrlich, Jesus ist vor Gott gleich Adam; Er erschuf ihn aus Erde, alsdann sprach Er zu ihm: 'Sei!' und er war." (Sure 3:59)

Hochachtung vor allen Propheten

Muslime respektieren und verehren Jesus, so wie sie auch den anderen Gesandten Gottes mit Hochachtung und Ehrerbietung begegnen. Die Gläubigen, so der Koran, "glauben an Gott und Seine Engel, an Seine Bücher und Seine Propheten. Wir machen keinen Unterschied zwischen Seinen Gesandten" (Sure 2:285).

Mit Bücher sind hier die Thora und das Evangelium gemeint, an die Muslime in ihrer herabgesandten Form glauben.

Aus der hohen Wertschätzung, der Jesus im Islam zuteil wird, lässt sich auch erklären, warum Muslime sich verletzt fühlen, wenn Jesus zuweilen in Filmen und Karikaturen in beleidigender Weise dargestellt, oder wenn sein Ansehen in Büchern geschmäht wird. Viele Muslime empfinden bei der Verunglimpfung von Jesus genauso viel Trauer oder auch Empörung wie bei der Verunglimpfung Mohammeds.

Nicht Sohn Gottes, aber Messias

Christen und Muslime glauben an den einen Gott, der uns Menschen erschuf, die Welt und den Kosmos formte und der Anfang und Ende kennt. Nach muslimischer Gottesvorstellung ist und bleibt Gott eins und ungeteilt (Sure 5:116). Jesus ist – entgegen der christlichen Lehre – nicht Sohn Gottes.

"Es steht Gott nicht an, sich einen Sohn zu nehmen. Gepriesen sei Er! Wenn Er etwas beschließt, so spricht Er nur: 'Sei!' und es ist. (Sure 19:35)

Jesus ist Gottes Gesandter für sein Volk, die Juden, und in diesem Sinne wird er Mahdi (Messias) genannt, der vor dem Tag der Auferstehung nochmals diese Welt betreten wird.

Alle Propheten, wie auch der Prophet Jesus, sind mit Wundern bedacht worden. Im Koran spricht Jesus zu den Menschen: "Seht, ich bin zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn gekommen". Zum Ende desselben Verses heißt es: "Ich heile den Blindgeborenen und den Aussätzigen und mache die Toten mit Gottes Erlaubnis lebendig (Sure 3/49).

Kreuzigung Jesu nur Täuschung

Es gibt noch einen wesentlichen Unterschied zwischen christlichem und islamischem Jesusverständnis. Nach islamischer Auffassung ist Jesus von Nazareth nicht am Kreuz gestorben.

Die Feinde Jesu wollten ihm zwar schaden, doch, so heißt es im Koran, "sie machten Pläne und Gott macht Pläne, und Gott macht die besten Pläne" (Sure 8:30). "[S]ie sprachen: "Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Gottes getötet", während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht." (Sure 4:157)

Die meisten Koranausleger erklären diesen Vers als "er schien ihnen so", d.h. der Mann, der von den Feinden Jesus getötet und gekreuzigt wurde, schien nur Jesus zu sein, war es aber tatsächlich nicht. Und schließlich heißt es "Vielmehr hat Gott ihn zu Sich emporgehoben, und Gott ist Allmächtig, Allweise." (Sure 4:158)

Wenn die Christen an Weihnachten die Geburt von Jesus feiern, so ist das auch für Muslime ein Freudentag, wegen der hohen Wertschätzung die Isa – so das arabische Wort für Jesus – im Islam genießt.




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