Newsnational Mittwoch, 22.12.2021 |  Drucken


v.r. im Bild: Abdassamad El Yazidi, Richter Mohamed Abdelsalam, Aiman Mazyek, Ahmed Hamdi.
v.r. im Bild: Abdassamad El Yazidi, Richter Mohamed Abdelsalam, Aiman Mazyek, Ahmed Hamdi.

Vorbild interreligiöser Zusammenarbeit

Der ZMD lud den Generalsekretär des „Hohen Komitees für menschliche Geschwisterlichkeit“ Richter Mohamed Abdelsalam nach Berlin ein. Sie trafen Spitzenvertreter der Politik (u.a. Bundesratspräsidenten Ramelow) und Religionsgemeinschaften.

Ein ermutigendes Vorbild schafft es äußerst selten in die Schlagzeilen. Daraus schließen irrtümlicherweise nicht wenige Menschen, dass es an solchen Vorbildern mangelt. Dem ist nicht so. ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek und Generalsekretär Abdassamad El Yazidi führten den Generalsekretär des „Hohen Komitees für menschliche Geschwisterlichkeit“ (engl. Higher Committee of Human Fraternity) Richter Mohamed Abdelsalam und dessen Berater Ahmed Hamdy durch Berlin.

Verständnis der Geschwisterlichkeit aller Menschen

Im Mittelpunkt war das „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, das am 4. Februar 2019 von Papst Franziskus und der höchsten Lehrautorität der Al-Azhar-Universität, Großimam Ahmad al-Tayyib, unterzeichnet wurde. Richter Abdelsalam war zu dieser Zeit Berater des Großimams und beschreibt in seinem Buch „The Pope and the Grand Imam A Thorny Path“ die extremen Hürden, die bis zur Unterzeichnung gemeistert werden mussten.

In der Rezension zum Buch, die in Kürze veröffentlicht wird, schreibt ZMD-Vorsitzender Mazyek: „Die Beziehungen zwischen dem höchsten geistlichen Oberhaupt der Katholiken und dem muslimischen Großimam ruhten und trieben den interreligiösen Dialog nicht wesentlich voran. Gegen den im Westen und Osten üblichen Trend entschieden sich die beiden religiösen Führer Einsatz den Dialog aufzunehmen und sich gegenseitig zu besuchen.  Dies mündete schließlich in einer tiefen Freundschaft zwischen den beiden religiösen Führern.“

Über das historische Dokument und dessen Bedeutung tauschte sich der Generalsekretär Abdelsalam u.a. mit dem Bundesratspräsidenten Bodo Ramelow, mit der Vize-Präsidentin des Bundestages Aydan Özoguz, Staatssekretär Stephan Steinlein, der stellvertretenden Leiterin für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt Irmgard-Maria Fellner und dem Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit Markus Grüber aus.

Ausgehend vom „Dokument über die Geschwisterlichkeit“ wurde mit Bundesratspräsident Bodo Ramelow die Schwierigkeit der Bewältigung der weltweiten Pandemie, die Idee der Geschwisterlichkeit aller Menschen, die Koexistenz verschiedener Glaubensgemeinschaften und die Frage wie insbesondere die Jugendarbeit gestärkt werden kann, thematisiert. Ramelow berichtete, wie er mit Ministerpräsident Daniel Günther den Zentralrat der Muslime in Deutschland gemeinsam mit muslimischen Geflüchteten und jüdischen Jugendlichen von der Union Progressiver Juden nach Auschwitz begleitete.


Das Gespräch mit Bundesratspräsident Bodo Ramelow fand digital statt.

Das Gespräch mit Bundesratspräsident Bodo Ramelow fand digital statt.
Gelebter Dialog

Neben den Treffen mit Politikern wurden vom Generalsekretär des Hohen Komitees Richter Abdelsalam jüdische und christliche Vertreter besucht. Das „Dokument der Geschwisterlichkeit“ habe eine „große Bedeutung für alle Menschen unabhängig ihres Glaubens“, so Richter Abdelsalam bei seinen Treffen mit Bischof Bertram Meier in der Katholischen Akademie, Rabbiner Andreas Nachama der Synagoge Nakkat Schalom, Prälat Martin Dutzmann der Evangelischen Akademie und dem Apostolischen Nuntius Nikola Eterović.

In einer Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz anlässlich des Besuches des Richters und des ZMD in der Katholischen Akademie würdigt Bischof Meier die Rolle, die Abdelsalam bei der Entstehung des Dokuments spielte, das, so Meier, „lange Zeit das zentrale Referenzwerk sein wird, wenn es um die gemeinsame Friedensverantwortung von Christen und Muslimen geht.“ Darüber hinaus betonte Meier die wesentliche Botschaft des Dokuments: „Der barmherzige Gott hat alle Menschen mit gleicher Würde erschaffen. Auf der Grundlage dieser gemeinsamen Überzeugung rufen der Papst und der Großimam Christen und Muslime dazu auf, einander als Brüder und Schwestern anzuerkennen, sich im Alltag für eine Kultur des Friedens und der Toleranz zu engagieren, die Menschenrechte zu verteidigen, Gewalt und Hass zu überwinden.“


In einer Pressemeldung sagte Bischof Bertram Meier: „In Deutschland ist eine vielfältige Dialoglandschaft entstanden, die es zu fördern und weiterzuentwickeln gilt.“

In einer Pressemeldung sagte Bischof Bertram Meier: „In Deutschland ist eine vielfältige Dialoglandschaft entstanden, die es zu fördern und weiterzuentwickeln gilt.“
Islamische Kunst in Deutschland

Interesse bekundete Richter Abdelsalam an der Arbeit des Museums für Islamische Kunst. Der Direktor Stefan Weber führte ihn durch das Museum. Es sei ein Grund zur Freude, so Abdelsalam, dass junge Muslime in Deutschland die Chance haben die Kunst und Kultur früherer Muslime kennenzulernen.

Hintergrund zum Komitee

Das Komitee für menschliche Geschwisterlichkeit wurde sieben Monate nach der Unterzeichnung des Dokuments in Rom ins Leben gerufen. Mitglieder des Komitees sind u.a. der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Ayuso Guixot und weitere namhafte christliche, jüdische und muslimische Vertreter.




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