Newsnational Dienstag, 21.02.2012 |  Drucken

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"Pssssst, über solche Themen redet man doch nicht!"

islam.de spricht mit dem Mitbegründer und Marketingleiter Nabil Chabrak des aufstrebenden mulimischen Jugendmagazins “Cube-Mag”. Vollständiges Interrview.

islam.de: Assalamu Alaikum. Gerade habt ihr die 5. Ausgabe veröffentlicht. Herzlichen Glückwunsch! Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis?

In der Tat ist es immer wieder eine große Herausforderung für uns Cube-Mag zu publizieren, wenn man bedenkt dass wir die gesamte Umsetzung online koordinieren. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die gesamte Arbeit von uns ehrenamtlich geleistet wird. Aber wenn man dann das Ergebnis in der Hand hält und einem der frische Druckgeruch in die Nase steigt, kann man mit Stolz sagen, dass man etwas geschafft hat. Bei der ganzen Freude darf man jedoch nie den Anspruch an sich selbst verlieren. Mit Sicherheit sind die größten Kritiker des Magazins wir selbst. Wir versuchen ständig das Magazin attraktiv für den Leser zu gestalten.


islam.de: Was erwartet die Leser dieses Mal? Wie hoch ist die Auflage?

Die passende Antwort wäre eigentlich: "Pssssst, über solche Themen redet man doch nicht!". Denn genau darum geht es unter anderem in dieser Ausgabe. Der Aufmacher behandelt Tabu-Themen unserer Ummah. Dinge, die nur allzu oft verschwiegen und als „nicht diskutabel“ abgetan werden. So finden sich in dieser Ausgabe Artikel zu “Sexualität im Islam”, “Psychische Probleme “ oder “Clash in muslimischen Familien”. Cube-Mag war es von Anfang an ein wichtiges Anliegen, kritisch mit den Themen der muslimischen Community umzugehen. Inzwischen haben wir eine Auflagenstärke von 2.500 Exemplaren erreicht, die in allen deutschsprachigen Ländern publiziert wird.


islam.de: Von wem wird das Magazin gelesen?

Die Leserschaft unseres Magazins ist relativ breit gefächert. Zwar zielen wir mit der Ausrichtung und Themenauswahl stark auf junge Erwachsende ab, aber mittlerweile wird das Cube-Mag von allen möglichen Altersgruppen gelesen. So kommt es durchaus vor, dass das Magazin durch die ganze Familie wandert


islam.de: Wie kam es zu der Idee zum Cube-Mag?

Cube-Mag ist ein Wunsch, den viele von uns schon lange in sich trugen. Endlich nicht mehr stumm dazusitzen und sich anhören zu müssen, wie man als Muslim denn wirklich sei, was man denke und warum man wie handeln würde. Gerade als junger Mensch will man seine Energie nicht dafür verbrauchen sich über dergleichen aufzuregen, nur um im hohen Alter in Resignation zu verfallen. Wir wollten unsere eigenen Medien machen. Daraus erwuchs eine junge Redaktion, die es fertig gebracht hat neben Schule, Studium, Beruf und Ausbildung dieses Magazin herauszubringen.


islam.de: Es gab in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einige Versuche ein Printmagazin dieser Art auf die Beine zu stellen. Viele sind leider daran gescheitert, keinen langen Atem bewiesen zu haben. Was tut Cube-Mag, damit das nicht passiert?

In erster Linie versuchen wir den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren. Dass redaktionelle Arbeit manchmal ein Kampf gegen Windmühlen ist, haben wir mit der Zeit gelernt. Auch, dass man hin und wieder starke Nerven und schlaflose Nächte braucht, um so ein Magazin fristgerecht präsentieren zu dürfen. Dennoch schöpfen wir nicht zuletzt viel Energie aus dem essentiellen Sinn und den zwei Dingen, die sich hinter Cube-Mag verbergen: Die Arbeit für Allah und das Ziel den jungen Muslimen eine Stimme zu geben. Das ist eine äußerst ehrenvolle Aufgabe, an die wir uns gern erinnern, wenn es gerade wieder ein journalistisches Down bei uns gibt. Letztlich ist es eben auch der kreative Ansatz und die Gewissheit die muslimische Kultur und Identität im deutschsprachigen Raum mit zu prägen.


islam.de: hr habt mittlerweile ebenfalls einen gut besuchten Webblog aufgebaut. Was unterscheidet dieser von der Printausgabe? Befürchtet ihr nicht, dass sich die beiden Plattformen ungünstig konkurrieren?

Den Blog können wir im Gegensatz zum Magazin öfters aktualisieren, um so den Lesern auch außerhalb unserer Magazine Lesestoff zu bieten. Dies ist und bleibt ein sehr großer Vorteil des Online-Journalismus. Die Printausgabe ist ein Sammelwerk unserer liebsten Werke und Themen - das Bonbon, auf das sich die Leser zwei Mal im Jahr freuen dürfen. Beide Plattformen ergänzen sich gut.


Islam.de: Kann sich das Projekt selbst tragen?

Wir sehen im Bezug auf dieses Thema ein großes Manko in Projekten innerhalb der muslimischen Community. Denn langfristig haben rein ehrenamtliche Projekte große Schwierigkeiten sich über Wasser zu halten. Für uns war es deshalb auch ein langer struktureller Prozess den wir durchleben mussten, um inzwischen voller Stolz sagen zu können: Ja, das Cube-Mag trägt sich selber und sieht sich auch für die Zukunft gut aufgestellt. Anfangs konnten wir uns durch das gewonnene Preisgeld vom Projektwettbewerb beim Netzwerk Zahnräder ein Startkapital aufbauen, dass den Druck der Ausgabe gewährleistete. Inzwischen refinanziert sich das Magazin durch den Verkauf der Ausgaben und dem Schalten von Werbeanzeigen.


Islam.de: Gibt es kritische Stimmen zum Magazin - was sagen diese?

Ja, kritische Stimmen gibt es neben gutem Feedback durchaus. Was sie sagen ist recht unterschiedlich, weil sich jeder über Anderes mokiert. Dem einen ist unser Inhalt nicht theologisch genug, die anderen wiederum fühlen sich zu sehr belehrt. Im Großen und Ganzen überwog bisher aber mit Abstand die gute Kritik und wir hoffen, diesen Standard weiterhin halten zu können. Letztlich sehen wir darin eben auch einen Bestandteil der journalistischen Arbeit. Wir publizieren unsere Inhalte nicht um Jemandem zu gefallen, sondern um unsere Meinung auszudrücken.


Islam.de: Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

Journalistisch gesehen, möchten wir uns natürlich ständig weiterentwickeln und das Niveau unserer Arbeit anheben. Gerade im Bezug auf unsere Texte, beim Design und den verwendeten Fotos sehen wir noch viel Potenzial nach oben. Zudem möchten wir es außen stehenden erleichtern sich unserer Arbeit anzuschließen. Auf der strukturellen Ebene haben wir als oberstes Ziel im kommenden Jahr als eingetragener Verein an den Start gehen zu können. Zudem wollen wir uns in Bereich Vermarktung und Vertrieb besser aufstellen. Dazu gehört auch das Forcieren unseres Magazins in Österreich und der Schweiz. Letztlich möchten wir möglichst bald Abonnements anbieten, um Interessierten regelmäßig unsere neuen Cube-Babys Druckfrisch nach Hause liefern zu können.

Islam.de: vielen Dank für das Gespräch.



Lesen Sie dazu auch:
Webauftritt des Cube-Mag

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