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Donnerstag, 06.03.2008

Meinungsfreiheit = Verspottung des Islam - Macht, Provokation, Sinn?

Vatikan verurteilt gemeinsam mit Al-Azhar Propheten-Karikaturen - Die niederländische Regierung distanziert sich von Wilders Koran-Schmierereien

islam.de - In letzter Zeit wird zunehmend der Eindruck erweckt, dass die Verspottung des Islams oder einfach nur dümmliche Provokationen mit dem Einstehen für Meinungs- und Pressefreiheit gleich gesetzt wird. So geschehen in einer Ausstellung in Berlin, wo die Kaaba mit „Dummer Stein” betitelt worden ist.

Anstatt auf dieses intellektuell äußerst dürftige Niveau und „seltsame“ Kunstverständnis einzugehen, verfallen einige Muslime in hooliganartige Reflexe. Damit entsprechen sie dem vorurteils-(bin)ladenen Bild des fanatischen Kriegers.

Während vermeintlich muslimische Aktivisten, die die Ausstellung in Berlin sprengen wollten, weiterhin anonym bleiben, ist es mit den Begriffen Islam und den Muslimen in diesem Zusammenhang keineswegs so. Dennoch sprechen eine Reihe von Medien munter weiter von „den Muslimen“, die die Ausstellung gewaltsam schließen wollten. Ganz wenige Journalisten machen hierbei wohltuende Ausnahmen und differenzieren (wie z.B. Jörg Lau jüngst in seinem ZEIT-Blog).

Und die Muslime? Anstatt gelassen zu reagieren und für die gemeinsamen Werte unserer Gesellschaft einzutreten, verfallen sie nicht selten in abweisende Attitüden und Rituale.

Wir sollten z.B. höflich darauf aufmerksam machen, dass der Wert eines Zusammenlebens unterschiedlicher Konfessionen – nämlich der innere Frieden - in unserer Gesellschaft mehr ist, als Koranschmierereien eines Wilders in Holland zu ertragen oder Aufforderungen der Politik an die unabhängige Presse die Mohammad-Karikaturen allesamt veröffentlichen zu lassen, toll zu finden.

Sich auf diese Diskussion einzulassen, hieße sogar sich einzugestehen, dass auf wundersame Weise die Provokationen wieder Sinn machen. Mehr Gelassenheit würde den Muslimen auch gut zu Gesicht stehen, indem sie z.B. auf die über 1400-jährige Geschichte des Islam gucken. Da gab es stets Provokateure, ohne dass man im übertragenen Sinne gleich den Untergang des Abendlandes befürchten musste.

Auch könnte man berechtigte Kritik im Zusammenspiel mit anderen Konfessionen und Gruppen sachlich zum Ausdruck bringen. So geschehen, als z.B. als Vertreter der islamischen Universität Al-Azhar und der Präsident des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog vor Tagen in Kairo gemeinsam mehr Respekt vor religiösen Symbolen gefordert haben. Anlässlich der erneuten Veröffentlichung der umstrittenen Propheten-Karikaturen in Dänemark beklagten sie auch, dass Verspottung von Religion oder religiösen Symbolen nicht zu rechtfertigen sei. Das Recht auf freie Meinungsäußerung dürfe kein Vorwand sein, „all das zu verletzen, was als heilig angesehen wird“. Aber gewaltsam verbieten darf man es eben auch nicht, dass hätten die Herrschaften noch hinzufügen sollen, dann wäre die Message perfekt.

Unterdessen erwog die niederländische Regierung ein Verbot des antiislamischen Films über den Koran, der vom Chef der rechtspopulistischen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) und Parlamentsabgeordneten Geert Wilders stammt. Die Bundesstaatsanwaltschaft hält aber ein Aufführungsverbot für unwahrscheinlich. In einer Erklärung distanzierte sich der christdemokratische Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende deshalb erneut vom anti-islamischen Gehalt des Films. „Die Denkweise eines einzelnen Parlamentsabgeordneten entspricht nicht jener der Regierung“, sagte Balkenende.(AM)