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Freitag, 04.02.2005

USA macht Druck: Droht al-Dschasira – die Revolution der arabischen Medienwelt - zerschlagen zu werden?

Reporter ohne Grenzen rügen ständigen Einschränkungen der Pressefreiheit– Starreporter weiter in spanischer Haft

(Telepolis/Eigener Bericht) Schon seit seiner Gründung im Jahr 1996 durch den ein Jahr zuvor in Katar an die Macht gekommenen Scheich Achmad Bin Chalifa al-Thani löste der Nachrichtensender Kontroversen aus. Al-Thani gründete den Sender und finanziert ihn trotz seiner globalen Reichweite noch immer, hielt sich aber im Unterschied zu den sonstigen Gepflogenheit in der arabischen Region inhaltlich heraus. Er revolutionierte damit nicht nur die arabische Medienwelt, sondern war auch politisch ein Vorreiter und ordnete den Aufbau eines Parlaments, die Einführung des Frauenwahlrechts und andere Reformen an. Unter heftigem Druck vor allem von der US-Regierung überlegt nun der Scheich, den Sender zu verkaufen.

Erst vor wenigen Tagen rügte die Organisation "Reporter ohne Grenzen" die ständigen Einschränkungen der Pressefreiheit gegenüber al-Dschasira. Anlass war das Verbot Saudi-Arabiens, über die Mekka-Pilger berichten zu dürfen, und die Schließung der Redaktion in Bagdad durch die irakische Übergangsregierung im letzten Sommer. Kritisiert wird die US-Regierung auch, weil sie den Kameramann Sami Al-Haj in Guantanamo festhält. Seit Monaten ist auch der Starreporter von al Dschasira Tysir Alouni in spanischer Haft. Ihm wird angeblich Verbindungen zu Al-Kaida nachgesagt. Doch seine Anhänger sind immer überzeugter, dass es sich um eine politische Angelegenheit handelt.

In der konservativen und Bush-freundlichen Washington Times wird schon lange Stimmung gegen den arabischen Sender gemacht. Angeblich unterstützt der Sender Terroristen und den Antiamerikanismus und wird deshalb als "Dschihad-" oder "Hass-Sender" bezeichnet.
Und in einem Kommentar wird die US.-Regierung dazu gedrängt, endlich entschlossener gegen die al-Dschasira vorzugehen.

Nun will der Scheich von Katar den Sender verkaufen, nachdem dieser immer wieder sowohl von den arabischen Staaten, vor allem aber auch von der US-Regierung scharf kritisiert wurde. Das Budget von al-Dschasira, der 30-50 Millionen Menschen erreichen soll, hat letztes Jahr 120 Millionen US-Dollar betragen, davon steuerte der Scheich von Katar 40 Millionen bei. Jihad Ballout, ein Sprecher des Senders, bestätigte, dass man nach Möglichkeiten der Privatisierung sucht, die aber gleichzeitig die redaktionelle Unabhängigkeit garantieren soll.