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Freitag, 22.08.2003

Gewalt in Nahost geht weiter. Der ermordete Hamas-Führer Ismail Abu Schanab galt als "besonnener Vertreter der Gruppe" und war Befürworter des letzten Friedensabkommens

Bericht aus SPIEGEL-ONLINE. Abu Schanab galt als einer der Gemäßigten und war der Verbindungsmann zum palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas. Abu Schanab war in der Hamas einer der stärksten Befürworter des Waffenstillstands, der Ende Juni in Kraft trat.

(aus SPIEGEL-ONLINE) Ismail Abu Schanab gehörte zum politischen Flügel der Hamas. Er warb in der militanten Bewegung für die Fortsetzung des Waffenstillstands, an dessen Aushandlung Ende Juni er maßgeblich beteiligt war. Israel warf Abu Schanab dagegen vor, er sei direkt an der Planung von Anschlägen beteiligt gewesen - auch an dem Selbstmordanschlag vom Dienstag, bei dem in Jerusalem 20 Menschen getötet wurden.

Abu Schanab wurde 1950 im Flüchtlingslager Schati im Gazastreifen geboren. Seine Eltern mussten 1948 aus einem kleinen Küstenort fliehen, der im heutigen Israel liegt. Abu Schanab studierte an der Universität von Colorado Bauingenieurwesen und machte dort auch seinen Abschluss. In Gaza wurde er dann Professor für Bauingenieurwesen an der Islamischen Universität. Er hinterlässt sechs Kinder.

Abu Schanab gehörte zu den ersten Mitgliedern der Hamas, als die Bewegung 1987 entstand. Er war zehn Jahre in israelischer Gefangenschaft und wurde in den neunziger Jahren im Gefängnis zu einem der Führer der Bewegung. Er teilte zwar die Grundauffassung der Hamas, dass es im Nahen Osten keinen Platz für einen jüdischen Staat gebe und dass Israel zerstört werden müsse, galt dabei jedoch immer als einer der besonnenen Vertreter der Gruppe.

Abu Schanab war in der Hamas einer der stärksten Befürworter des Waffenstillstands, der am 29. Juni in Kraft trat. Er war der Verbindungsmann zum palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas. Seine Haltung soll sich aber in den vergangenen Wochen wieder verhärtet haben, weil es nicht zur Freilassung der palästinensischen Gefangenen aus israelischer Haft kam.

Israel erklärte, als Stellvertreter von Scheich Ahmed Jassin, des geistlichen Führers und Gründers der Hamas, habe Abu Schanab hinter den Bemühungen der Gruppe gestanden, die Waffenruhe zur Verstärkung der Organisation und zur Waffenbeschaffung zu nutzen. Auch habe er Angriffe und Anschläge angeordnet, so auch den Selbstmordanschlag auf den Bus in Jerusalem.

Sein Tod löste in Gaza Massenproteste aus. Zehntausende schworen auf Kundgebungen Rache. Die Hamas und die anderen extremistischen Gruppen, der Islamische Dschihad und die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, erklärten die Waffenruhe für beendet. (Ibrahim Barzak, AP)