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Mittwoch, 13.01.2021


Tawaf (Umkreisung) der Kaaba - Mekka zur Zeit der Pilgerfahrt

Gläubige Menschen nicht per se Verschwörungstheoretiker - Im Gegenteil: Religion/Gemeinde scheint sogar vor Mythen zu schützen

Studie der Universität Münster: Muslime und Christen schenkten Mythos "Hinter der Corona-Pandemie stecken böse, verborgene Mächte" keinen Glauben, Menschen, die juden- und islamfeindliche Einstellungen aufzeigten, oft.

Münster Der Glaube an Verschwörungsmythen hängt einer Studie zufolge mit der Einstellung zur eigenen Religion zusammen. Teilnehmer einer Online-Umfrage, die hinter der Pandemie verborgene Mächte am Werk sahen, hatten eher ein eingeschränktes Verständnis von Religion, wie die Münsteraner Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte. Das bedeutet, dass sie Aussagen wie "Meine Religion ist die einzig akzeptable" und "Wenn sich Religion und Wissenschaft widersprechen, ist die Religion im Recht" zustimmten. In Hillenbrands nicht-repräsentativer Untersuchung bejahten vor allem evangelikal-freikirchliche Christen diese Sätze.

Damit haben Sie aber den Kern Ihrer Religion missverstanden, in denen sehr wohl Wissenschaft und Religion in vielerlei Hinsicht übereinstimmen. Ohnehin gäbe es gar nicht viele Wiedersprüche im Allgemeinen, im Gegenteil ein gutes Religionsverständnis setzt die Auseinandersetzung mit der Schöpfung und Natur der Dinge vorraus und treibt diese Wissenschaft sogar an. Dieses Prinzip finde sich ausgeprägt im Islam wieder.


Quran al Karim - Der edle Koran
Muslime weniger verschwörungsmythisch - Gerade bei "Verschwörungsmythen" um Corona

Die Wissenschaftlerin lehnt die Aussage ab, dass Religiosität grundsätzlich den Glauben an Verschwörungsmythen befördere. Es gehe eher um Persönlichkeitsmerkmale, die sowohl die Haltung zu Religion als auch zu Verschwörungsmythen prägten. Das zeigten auch Ergebnisse aus anderen Untersuchungen. Menschen, die zum Beispiel schlechter mit Unsicherheiten umgehen könnten, würden "angezogen einerseits von eher fundamentalistisch-dogmatischen Glaubensrichtungen, aber auch gleichzeitig von diesen Verschwörungsmentalitäten".

Nach den Worten der Forscherin liegt dem Verschwörungsglaube meist eine pessimistische Weltsicht zugrunde. "Da gibt es keine Erlösungsvision - und das bringen die Religionen eigentlich immer mit", sagte sie. So ende die Erzählung des Christentums eben nicht mit dem Tod Jesu am Kreuz, sondern mit seiner Auferstehung.

Unter den Muslimen haben laut Hillenbrand eher wenige ein exklusives Verständnis von Religion. Hinzu kommt, dass viele Muslime dem Satz "Hinter der Corona-Pandemie stecken böse, verborgene Mächte" im Gegensatz zu evangelikal-freikirchlichen Christen eher nicht zustimmten . Auch Katholiken und Protestanten hingen dieser Erzählung nicht an. Menschen hingegen, die juden- und islamfeindliche Einstellungen aufzeigten, schenkten dem Mythos von den bösen Mächten im Hintergrund oft Glauben. Studienteilnehmer, die vor allem das private Gebet pflegten, zeigten sich auch für die Erzählung anfällig - anders als diejenigen, die Gottesdienste besuchen und in Gemeinschaften eingebunden sind.


Muslima liest den Koran in der Natur
2032 Teilnehmer der Umfrage - Religiösität hilft in Zeiten von Corona und festigt

Hillenbrand, die am Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster forscht, bezieht sich auf die Daten von 2.032 Teilnehmenden, die zwischen Juli und Dezember vergangenen Jahres ihren Online-Fragebogen ausfüllten. Mitgemacht hatten 911 Katholiken, 440 Protestanten, 199 evangelikal-freikirchliche Christen, 82 Muslime, 257 Nicht-Religiöse und 80 Menschen, die sich als spirituell bezeichnen, aber keiner Religion angehören. Der Rest hatte eine andere Religion oder machte keine Angaben.

In einer ersten Auswertung ihrer Umfrageergebnisse zwischen Juli und Oktober war Hillenbrand zu dem Ergenis gekommen, dass die Corona-Krise offenbar die Glaubensfestigkeit beeinflusst. So sei die Religiosität gläubiger Christen zwischen Juli und Oktober oftmals angewachsen, während Menschen ohne Religion eher noch weniger Zugang zum Glauben gefunden hätten als zuvor.

"Ich glaube, wenn man eine gefestigte Beziehung hat, kann die auch genau in Krisen-Zeiten tragen", erklärte Hillenbrand.

Der Fragebogen ist nach wie vor online auf den Seiten des Exzellenzclusters "Religion und Politik" erreichbar. Die Forscherin hofft, mehr Angehörige weiterer Religionsgruppen, etwa Juden, zu erreichen.