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Donnerstag, 25.07.2002

Israels verheerender Bombenanschlag in Gaza verhinderte Waffenstillstand und ein Ende der Anschläge in Tel Aviv und Jarusalem. Dies berichten Recherchen des israelischen Journalisten Alex Fischman und der Frankfurter Rundschau

Auch EU-Repräsentanten wussten davon. Sie hielten die Regierung über die geplante Tansim-Initiative, die von Saudi-Arabien und Ägypten unterstützt wurde, auf dem Laufenden

Wenige Stunden vor dem Bombenabwurf, mit dem ein F-16-Kampfjet das Haus des Hamas-Kommandanten Salach Schehada in Gaza-Stadt attackierte, hatten sich in der Westbank-Stadt Dschenin Führer radikaler Palästinensergruppen zu einer außergewöhnlichen Verabredung eingefunden. Den anwesenden Tansim-Kämpfern, verbündet mit der PLO-Mehrheitsfraktion Fatah, ging es um den Feinschliff an einem Aufruf, die Waffen niederzulegen. Im Auftrag von PLO-Chef Yassir Arafat hatten seit Wochen Autonomiepolitiker versucht, nicht nur die Brigaden der Fatah, sondern auch Hamas und Dschihad zu einem solchen Schritt zu bewegen.
Nach Recherchen des israelischen Journalisten Alex Fischman soll Arafats früherer Sicherheitschef in Gaza, Mohammed Dahlan, noch zu Wochenbeginn dem spirituellen Oberhaupt der Hamas, Scheich Achmed Yassin, das Zugeständnis abgerungen haben, die Prinzipien für den Waffenstillstand in Arbeit zu akzeptieren. Scheich Yassin hat auch dann wenige Stunden vor dem schrecklichen Angriff verlauten lassen, dass ein Ende der Attentate durchaus zur Disposition stehe. Auch EU-Repräsentanten wussten davon. Sie hielten die Regierung über die geplante Tansim-Initiative, die von Saudi-Arabien und Ägypten unterstützt wurde, auf dem Laufenden. Um ihr mehr Gewicht zu geben, hatte man auch Kontakt zu Marwan Barghouti aufgenommen, dem Generalsekretär der Fatah, der sich seit der April-Offensive in israelischer Haft befindet. Die Chancen galten laut palästinensischen Angaben als nicht schlecht, dass Barghouti die Initiative mittragen würde.
Der Wortlaut stand so gut wie fest, bis israelische Kampfbomber die eine Tonne schwere Rakete auf Schehada abfeuerten. Laut Fischman sollte der Aufruf, Selbstmordkommandos und Mörserangriffe einzustellen, eigentlich am Mittwoch in israelischen wie palästinensischen Zeitungen veröffentlicht werden, dazu in der renommierten Washington Post. Stattdessen sorgte das Blutbad in Gaza für Schlagzeilen. Der Text der Tansim, den das Massenblatt Yediot Achronoth von "westeuropäischen Quellen" bezogen haben will, ist damit Altpapier.
Warum also die Aktion und warum müssen Armee und Regierungschef auch noch von einer besonders gelungenen Aktion reden und derart die politischen Verantwortung übernehmen?