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Mittwoch, 27.07.2005

Umfrage des Zentrums für Türkeistudien: Wiederbelebung des Islams unter den Muslimen in Deutschland

Neue Initiative säkularer Muslime in Frankfurt will sich gegen diesen Trend behaupten und bekommt nicht nur Beifall

Unter den Migranten in Deutschland und Europa erlebt der Islam derzeit nach Beobachtungen des Essener Zentrums für Türkeistudien eine Wiederbelebung. Während sich bei einer Befragung vor fünf Jahren 57 Prozent der Migranten als „religiös“ eingestuft hätten, sei dieser Anteil im vergangenen Jahr auf 72 Prozent gestiegen. Knapp jeder fünfte Befragte habe sich als sehr religiös eingestuft. Die Muslime und ihre Lebenspraxis werden auch künftig eine europäische Realität sein, bekennt das Zentrum für Türkeistudien weiter.
Im Vergleich zu den Vorjahren ist somit der Anteil an religiösen türkischen Zuwanderern in Nordrhein-Westfalen um 15 Prozent gestiegen. Im Jahre 2000 hatten sich nur 57 Prozent der Befragten als religiös angegeben. Der ZfT-Direktor, Faruk Sen, sagte, dass möglicherweise die öffentlichen Auseinandersetzungen um den Islam dazu beigetragen hätten, dass immer mehr Muslime in Deutschland sich in ihrem Glauben befestigten

Gegen diesen Trend richtet sich offenbar die Gründung einer Initiative säkularer Muslime in Frankfurt. Als Stimme einer angeblich "schweigenden Mehrheit von Muslimen" versteht sich eine neue Initiative, die letzte Woch der Presse vorgestellt hat. Der SPD-Stadtverordnete Turgut Yüksel im Römer gehört wie Alp Otman vom Interkulturellen Büro der Stadt Darmstadt zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe. Sie stellten die "Initiative von säkularen und laizistischen Bürgerinnen und Bürgern aus islamisch geprägten Herkunftsländern in Hessen" vor

Ramazan Kuruyüz, der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, nannte es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „nicht richtig, daß die Initiative andere islamische Organisationen beschuldigt, nicht zwischen dem Grundgesetz und der Scharia zu unterscheiden”. Dies sei „das falsche Signal”. Nicht in Ordnung sei auch, daß die Initiative für sich in Anspruch nehme, eine Mehrheit der Muslime zu vertreten. Sie könne nur für sich selbst reden, hob Kuruyüz hervor. Ähnlich argumentierte Hüseyin Kurt von der türkischen Ditib-Moscheegemeinde in Frankfurt. Die überwältigende Mehrheit der Mitglieder seiner Gemeinde trenne Religion und Politik voneinander. Kuruyüz und Kurt signalisierten jedoch Kooperationsbereitschaft.

Im Gegensatz zu den islamischen Organisationen bekam die Initiative vor allem von Politik und den Kirchen einen großes Lob ausgesprochen. Was die „schweigende Mehrheit der Muslime“ davon hält, blieb indes unklar. Klar ist nur, dass sie offenbar, wie die obige Umfrage des Zentrums für Türkeistudien belegt, weiterhin auf ihre Religion nicht verzichten will.