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Dienstag, 07.04.2020


Müssen Moscheen im Ramadan geschlossen bleiben?

Der Zentralrat der Muslime hält die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen in Deutschland als eine islamische wie bürgerliche Plicht weiterhin aufrecht

"Die Unversehrtheit der Menschen ist dabei nicht nur Bürgerpflicht, sondern steht im vollkommenen Einklang mit unseren Glaubensbestimmungen", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Der Zentralrat stimme sich mit dem Krisenkabinett und dem Bundesinnenministerium ab, was gesundheitlich erforderlich sei.

Mayzek geht davon aus, dass die Moscheen auch zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan geschlossen bleiben. "Zur Zeit ist es noch verfrüht, genaue Angaben zu Ramadan zu machen, aber es steht traurigerweise zu befürchten, dass wir die Moscheen geschlossen halten müssen, zumindest für einen Teil des Heiligen Monats", sagte er.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hatte die Muslime in Deutschland aufgefordert, sich während des Ramadan an das in der Corona-Krise herrschende Kontaktverbot zu halten. In Berlin hatten sich am Freitag nach Angaben der Polizei etwa 300 Menschen vor einer Moschee zum gemeinsamen Gebet versammelt, ohne die Abstandsregeln einzuhalten. Der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt in diesem Jahr am 23. April.

Unterdessen könnte der Ausnahmezustand für die Gemeinden neben dem spirituellen auch herbe finanzielle Verluste bedeuten. "Spendenaufrufe während der Freitagsgebete, zum Beispiel für Bauprojekte, bringen in einer Moschee an ein, zwei Freitagen schnell die Gesamtsumme zusammen", sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek.

Er denkt nicht, dass solche Beträge durch Überweisungen zusammenkommen. "Die Leute spenden spontan und cash." In dem Fall könnte es sogar ein Vorteil sein, dass der Ramadan mitten in die Corona-Krise fällt. Denn der Fastenmonat ist traditionell eine Zeit des Gebens und Spendens. Doch auch hier droht: Die Gotteshäuser könnten ganz geschlossen bleiben, was für nicht wenige Moscheen das Aus bedeuten könnte, meint Mazyek.

Noch eine weitere zentrale Säule des Islam steht ganz im Schatten des Virus: der Haddsch, die Wallfahrt nach Mekka vom 28. Juli bis 2. August. "Als Saudi-Arabien letzte Woche den Muslimen empfahl, die Planungen für den Haddsch vorsorglich einzustellen, war das ein Donnerschlag", so Mazyek. Er schätzt, dass rund 15.000 Muslime aus Deutschland davon betroffen sind. "Das ist für sie der Höhepunkt ihres religiösen Lebens, auf den sie sich in den Gemeinden ein Jahr lang vorbereiten, und die ganze Familie nimmt daran Anteil." Nun ruhen überall die Kurse, werden Buchungen storniert.