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Donnerstag, 16.08.2018

Verleger: Sarrazins Buch argumentativ schwach und bedient "antimuslimische Ressentiments"

In Sarrazins Buchmanuskript, das er abgelehnt habe, werde ein Bild des Islams entworfen, das "einer Geißel der Menschheit gleichkommt", sagte Rathnow, der Mitglied der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Random House und Verleger der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) ist, der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Auch werde "eine religionsdeterministische Perspektive" vertreten: "Jemandem mit einer korangeprägten Mentalität wird kaum eine individuelle Entfaltung zugestanden."

Er habe deshalb die Gefahr gesehen, dass durch die Veröffentlichung des Buchs "antimuslimische Ressentiments verstärkt werden" könnten und eine "umfassende Überarbeitung" angeregt, sagte der Verleger. Außerdem habe er für eine "politisch konstruktivere Fokussierung" plädiert, was den Veröffentlichungstermin nach hinten verschoben hätte. Das sei Sarrazin aber nicht recht gewesen. Dabei sei es offenbar um die Frage gegangen, ob das Buch noch vor den Landtagswahlen in Bayern erscheinen sollte.

Sarrazin hat seinen bisherigen Verlag unter anderem wegen Rufschädigung verklagt. Das Buch wird nun nicht bei der Deutschen Verlags-Anstalt erscheinen, sondern im Finanzbuch-Verlag.



Er habe, so Rathnow weiter, Sarrazin bisher immer verteidigt, insbesondere in der Kontroverse um sein Buch "Deutschland schafft sich ab": "Die damalige Desavouierung von Sarrazins Person empfand ich als falsch, auch als politisch falsch." Beim neuen Buch müsse, so Rathnow, auch die derzeitige politisch aufgeladene Stimmung berücksichtigt werden: "Es kann schon sein, dass die allgemeine Stimmungslage Einfluss auf die Entscheidung hatte, das Buch nicht zu verlegen."

Sarrazin selbst weist gegenüber der "Zeit" die Behauptung zurück, sein Buch habe Qualitätsmängel: "Alle Zitate in meinem Buch sind belegt, die Quellen sind renommiert." Sarrazin fühlt sich durch die Verschärfung des politischen Klimas im Land eher bestätigt: "Wenn Sie meine bisherigen Bücher lesen, dann stellen Sie leicht fest: Es war nie übertrieben. (...) Leider hat sich alles bewahrheitet, was ich in "Deutschland schafft sich ab" geschrieben habe."